Den einsamen Fahrern auf den kerzengeraden Landstraßen Smalands leuchten die Häuser entgegen, da wechseln Wildblumenwiesen mit Feldern und Seen ab. Eine Landschaft, der Carl von Linné seine Gartenkunst abguckte. Eben jene Weitläufigkeit und natürliche Gräseridylle, die er in seiner Kindheit im smaländischen Rashult bei Älmhult erlebte.
Schwedischer Wohnstil-Folge-Beiträge:
- Einführung: Holzhäuser und Wohnstil in Schweden
- 1/ Wohnen in Schweden: Das heitere Kolorit der Holzschlösschen
- 2/ Wohnen in Schweden: Kreationen aus Holz und gestreiftem Stoff
- 3/ Wohnen in Schweden: Königlich und schlicht
- 5/ Wohnen in Schweden: Der Traum vom Zweitwohnsitz
- 6/ Wohnen in Schweden: Auf Tucholskys + Astrid Lindgrens Spuren
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„Die Wege in Schweden führen manchmal gerade durch kleine Anwesen, die Zauntür offen und man geht über den Hof hinweg. Da standen kleine Häuschen, still und sauber…“ Kurt Tucholsky: Schloss Gripsholm
Die Natur in die Zimmer holen
Im Inneren der schwedischen Häuser sind die Türen an der gleichen Stelle angebracht, sodass man durch alle Räume hindurch gucken kann. Die Wände sind in verschiedenen Pastelltönen gestrichen, die die Lichtwirkung verstärken. Bevorzugt werden kreidige Farben, man meidet schmutzige Farbtöne. Und außerdem holt man sich die Natur durch Malereien in die Zimmer hinein. Die Kürbismalerei an den Möbeln und die floralen Farbmuster und Bordüren an den Wänden ergeben heitere Effekte.
Die Wohnstubentapete in Carl von Linnès Landsitz Hammarby bei Uppsala ist ein Puzzle aus vielen zusammengeklebten Originaldrucken aus seinen botanischen Büchern. Linnè gab der urschwedischen Wildpflanze, dem Moosglöckchen, seinen lateinischen Namen „linnaea borealis, er schrieb das Pflanzenbestimmungsbuch.
Die Wiesen um das Geburtshaus des weltberühmten Botanikers wurden in den Zustand des 18. Jahrhunderts zurückversetzt. Auf dem Grasdach der Blockhütte wachsen kleine Sträucher und Blumen – eine Bauweise, die auch heute wieder bei Ökofreaks in Deutschland Anklang findet. Das Dach wurde mit abgestochenem Gras gedeckt.
Im 18. Jahrhundert war Smaland ein armer Landstrich, viele Smaländer wanderten damals aus. Überall in Amerika entstanden schwedische Gemeinden und Kolonien, schwedisch-amerikanische Kirchen. Deshalb findet man heute auch ochsenblutrote Häuser in den USA und in Kanada. Wer mehr darüber wissen will, kann auf der Linnè-Landstraße nach Växjo fahren und dort das Haus der Auswanderer besuchen.
Das Sommerhaus im Garten
Linnès Landschaft hat nicht nur die englischen Parkanlagen Europas, sondern auch die schwedischen Landdomänen geprägt, die meistens flach und weitläufig sind, sodass man auf einen Keller verzichten kann. Viel billiger ist ein Gartenhaus, des Schweden kleinstes Schlösschen. Nicht selten wird es ebenso liebevoll verziert und farbenfreudig gestrichen wie das Wohnhaus.
Und sollte man keinen Platz für einen Pavillon im Garten haben, dann funktioniert man das Gartenhaus mit einem lauschigen Freizeitsitz und einer ebensolchen Galerie zu einem ebensolchen um. Drin herrscht Abstellraumidylle und außen – wie bei allen Holzhäusern in Schweden – beschwingter Sommer! Die Blumenwiesen drum herum lässt man im Frühsommer gern mal sprießen oder senst sie im Wechsel nur teilweise ab.
Dann leuchten nicht nur die Häuser, Pavillons und Gartenhäuschen (zum Beispiel in Herrengelb), sondern auch die Wiesen. Das wuchernde Schilf und das Weiß der Birken markieren verwunschene Akzente dazu. Im August purzeln Frühäpfel auf die geschorenen Rasenflächen herab. Nachdem der „Indian sommer“ seine flammenden Ahornblätter auf die Grundstücke mit den ochsenroten Häusern geworfen hat, pudert Schnee die Landschaft in einsamem Schweigen.
Die Glasveranda für den Winter
Dann sitzen die Schweden wieder am Kamin oder wärmen sich an ihrem Bollerofen die Hände. Und außerdem haben sie (nicht nur im Winter) ihr Lieblingsspielzeug – die Glasveranda. Sie kam wegen der Kälte und der Mücken in Mode. Dort, wo keine ist, baut man gerade eine an. Man findet sie in aller Vielfalt, oft verwoben mit der Eingangshalle der Häuser, die in der Regel weit zurückversetzt von der Straße stehen.
Tagsüber heizt das Sonnenlicht den Raum auf und abends hält die Wärme noch lange an. So ist man mittendrin in der Natur, kann rundum Ausschau halten – auf Wiesen und Bäume – und selbst in den kalten Jahreszeiten Sommer spielen. Besonders in der Veranda löst man gern scharfe Kanten und Ecken durch einfache Holzverschnörkelungen auf. Durch das Filigrane der Laubsägearbeiten und der raffinierten Sprossenornamente wirkt die Veranda auch im Winter beschwingt und sonnig.
Eine Spielart der Veranda ist die offene Holzveranda, die sich meist durch Glastüren an das Esszimmer anschließt. Gern liegt sie auf der Wasserseite, von der die Boote kommen. Dort weht der Wind und es spielen Licht und Schatten mit schwereloser Architektur. In den weißen Nächten sieht man hier die Sonne auf- und untergehen. Beim traditionellen Krebsessen baumeln in den Gärten und auf den Veranden bunte Lampions.
Fortsetzung: Bei schönen Wohngefühlen bleibt der Traum vom eigenen Schwedenhäuschen nicht aus. Wie kann man ihn verwirklichen?
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