Im Winter, wenn die Sonne gerade einmal um 10 Uhr richtig aufwacht und gegen 16 Uhr bereits wieder versinkt, haben die Schweden Zeit, über ihrem häuslichen Dasein zu brüten. Dann lädt man Freunde und Bekannte an den langen Abenden zum Essen und Trinken am heimischen Herd ein.
Schwedischer Wohnstil-Folge-Beiträge:
- Einführung: Holzhäuser und Wohnstil in Schweden
- 1/ Wohnen in Schweden: Das heitere Kolorit der Holzschlösschen
- 3/ Wohnen in Schweden: Königlich und schlicht
- 4/ Wohnen in Schweden: Sommerlich beschwingt und farbenfroh
- 5/ Wohnen in Schweden: Der Traum vom Zweitwohnsitz
- 6/ Wohnen in Schweden: Auf Tucholskys + Astrid Lindgrens Spuren
Den Winter austreiben
Oder man heckt fantasievolle Wohnspielereien aus und stellt sie in den Fenstern und Veranden zur Schau. Kerzen und Lämpchen leuchten hinter den Scheiben, überall funkelt es kristallin. Hübsch sind auch die illusionistischen Sockelzonen in den schwedischen Wohnungen anzuschauen, gerne malt man Bordüren und florale Girlanden auf das Holz, täuscht kostbares Material durch raffinierte Maltechnik vor.
Dabei werden oft kräftige Bauernfarben als Gegenpole zu den langatmigen, tiefgrünen Kiefernwäldern Schwedens bevorzugt. Auch Carl Larsson, der wohl bekannteste schwedische Künstler, war einer, der mit den dunklen Wintern kämpfte und deshalb sein Leben im trauten Heim aufblühen ließ. „Das Larsson-Haus ist nicht typisch für den schwedischen Wohnstil…“, erklärt die Museumsführerin in ihrem weiten und langen hell gestreiften Baumwollkleid im Larsson-Haus in Sundborn bei Falun in Dalarna, während die Besucher sein Atelier betrachten.
Die Stühle im Esszimmer mit den grünen Butzenfenstern und orangen Rahmen sind orange-blau, der Kachelofen grün und der Geschirrschrank wiederum orange. Über eine dicke giftgrüne Holzschwelle betreten wir das Wohnzimmer, das in seiner Farbgestaltung völlig konträr blau-weiß kariert ist und unweigerlich ja doch an IKEA-Design erinnert.
Das Haus in der Sonne
Nun weiß man, warum sich die Kreationen aus Kiefernholz und gestreiften Stoffen auf dem Kassenbon des Großunternehmens mit dem Elch so eigentümlich lesen. Sie heißen Karin, Brita, Ulf, Pontus, Suzanne, Lisbeth, Esbjörn… und verkörpern u.a. die Namen seiner Frau und Kinder. Im Grunde erfand man schon damals das IKEA-Sofa-Bett!
Viele Schwedinnen behaupten zwar, nie bei IKEA zu kaufen, aber dann hängen ja doch die weißen Lampionlampen an der Decke und der Katalog liegt auf dem Nachttisch. IKEA trat im smaländischen Älmult seinen Siegeszug der Demokratisierung der schwedischen Wohngewohnheiten an. Man wollte auch den einfachen Menschen den Kauf schöner Wohnungseinrichtungen ermöglichen. Heute gibt es in Deutschland mehr IKEA-Märkte als in Schweden.
Originell ist auch das Efeu, das sich in Larssons Wohnzimmer um die Fenster rankt. Die Holzdecke im oberen Stockwerk ist grün gestrichen und man blickt zum herrlichen See hinüber. Carl Larssons Wohnstil hat nicht nur die Schweden inspiriert. Von Sundborn gingen seine idyllischen Heile-Welt-Aquarelle mit jenem „untypischen“ schwedischen Interieur als Kalenderblätter in millionenfacher Auflage um die Welt.
Die Lilla Hyttnäs, „Das Haus in der Sonne“, gewann ein besonderes Flair durch die vielen von Karin entworfenen und gefertigten Textilien. Die Farben und Muster der Teppichläufe, Tischdecken, Bettüberdecken und die Vorhänge zeugen von einem sicheren Stilempfinden und Einfallsreichtum. Sie ließen die Grenzen zwischen freier und angewandter Kunst fließend erscheinen, ja sie waren richtungsweisend.
Lieber ungeschlacht als elegant
Der auch durch die englische Arts-and-Crafts-Bewegung beeinflusste Künstler wandte sich zusammen mit seiner Frau nach dem Motto „Werde einfach, sei lieber ungeschlacht als elegant…“ gegen die düstere, schwülstige Atmosphäre im Wohndesign. Sie verwoben volkstümliche Dekos mit dem gustavianischen Rokokostil, auf den wiederum der Biedermeier nicht ohne Einfluss blieb.
Larssons-Alben sind nicht nur Bilderbücher, sondern sie hatten auch die Aufgabe, den Geschmack und das Familienleben zu reformieren. Das Künstlerpaar nahm die Idee ganzheitlicher Lebensentwürfe vorweg, die bald darauf etwa vom Bauhaus befolgt wurden.
Durch den Ausbau und die etappenweise Vergrößerung des Hauses bildet das Anwesen eine harmonische Collage aus entlehnten Stil- und Motivdetails und ureigenen Erfindungen. Jedes Zimmer strahlt ein eigenes Flair aus. Keck und unbekümmert wird Traditionelles mit Modernem in Einklang gebracht.
Fortsetzung:
Warum ist der schwedische Wohnstil eigentich so populär? Weil er sowohl herrschaftlich als auch sehr schlicht ist!
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