Auf einer Reise durch Schweden liegt eine Menge malerischer Holzhäuser am Weg. Nichts erinnert an das massive Steinkonglomerat der Stadt. Oft stehen sie direkt am Wasser – an verwunschenen Seen und in kleinen Fjorden, in denen die Holzvillen auf kargen Klippen verteilt sind. Dort fängt man das gesamte Kaleidoskop des nördlichen Flairs ein.
Schwedischer Wohnstil-Folge-Beiträge:
- Einführung: Holzhäuser und Wohnstil in Schweden
- 2/ Wohnen in Schweden: Kreationen aus Holz und gestreiftem Stoff
- 3/ Wohnen in Schweden: Königlich und schlicht
- 4/ Wohnen in Schweden: Sommerlich beschwingt und farbenfroh
- 5/ Wohnen in Schweden: Der Traum vom Zweitwohnsitz
- 6/ Wohnen in Schweden: Auf Tucholskys + Astrid Lindgrens Spuren
Im Künstlerort Arild
Wieder ein Sommer ohne Sonne… Die See ist grau-kalt und der Himmel bleiern. Eigentlich ist das gar kein Sommer. Am Kattegat kreischen die Möwen und ein paar deutsche Weltenbummler sind anwesend, die sich wacker ins eiskalte Wasser hinein zittern. In dem Fischerdorf auf der spitzen Halbinsel bei Helsingborg ist hingegen immer Sommer. Seine Häuser strahlen sogar bei schlechtem Wetter eine verträumte Sonnigkeit aus.
Ihr hölzernes Farbenidyll ist eine Rhapsodie aus verwegenen Nuancen: alle möglichen Pastelltöne und dazu Kobaltblau, Kanariengelb, Smaragdgrün und Himbeerrosa. Eine Sommerfrische mit mediterranem Flair. Bunte Holzschlösschen, die mitnichten geschmacklos wirken, schmücken im Halbrund die Bucht mit ihren Booten.
Dazu leuchten die hellroten und beigen Ziegeldächer. Und in den Schindeln aus glänzendem Eternit werden die farbigen Anstriche des Holzes reflektiert. Auf den Reetdächern strotzen knorrige Äste.
Die Häuser wirken mit ihren durchbrochenen Schnörkeleien und filigranen Laubsägearbeiten schwerelos. Nichts erinnert an das massive Steinkonglomerat der Stadt. Niedlich erscheinen die Gassen, als ob sie von Kinderhand bemalt wären. Dort eine froschgrüne Tür an türkiser Holzfassade, da zieren hellblaue Fensterläden das falunrote Reethäuschen.
Kein Wunder, dass Astrid Lindgren in Südschweden die Villa Kunterbunt erfand. Die Schweden sind stolz auf ihre Knusperhäuschen, denn manche Dörfer in Südschweden wirken wie Puppenstuben. Die wenigen Autofahrer halten extra an, sodass man sie in aller Ruhe in ein Fotosouvenir verwandeln kann.
Die rote Farbe aus Falun
In Dalarna hingegen sind alle (fast alle!) Häuser rot gefärbt! Im „schwedischen Mittelbayern“, in dem nicht nur die Pferdchen, sondern auch die meisten Häuser hölzern sind, werden sie seit dem 16. Jh. mit einem Abfallprodukt der Kupfermine in Falun gestrichen.
Man sagt, dass die Häuser der ärmeren Menschen jene ochsenblutrote Farbe haben. Aber in Dalarna baut man auch pompöse Villen, an denen die geschwungenen weißen Fensterumrandungen besonders schön leuchten.
Die umweltfreundliche Farbe gelangte zu ausgesprochener Popularität in Schweden. Die gasdurchlässige Tünche lässt das Holz weiterhin atmen und bietet auch Schutz vor den Elementen. Die Kesselbrühe aus Wasser, Eisenvitriol (oder Eisentrioxid / F2O3), Mehl und Faluröd-Pigmentpulver gilt als Schwedens dritte Landesfarbe. Tipp: Bis zum zweiten Anstrich ein Jahr warten. Dann hat die Farbe Zeit, reif zu werden.
Herrengelbe Städtchen und falunrote Hütten
Ein ochsenblutrotes Bilderbuchstädtchen ist Mora am Siljan-See in Dalarna. Seine Architektur findet internationale Würdigung. Auf den alten Höfen mit ihrer eigentümlichen Holzarchitektur musizieren in der Mittsommerzeit die Spielleute.
In Schweden wird alles Holz mit Farbe verdeckt. Man belässt auch keine sichtbaren Balken oder tragenden Elemente. Schließlich weiß man in so einem waldreichen Land, dass es Holz ist. Es gab Zeiten, in denen man mit Holz baute, aber vom Holz eigentlich gar nichts wissen wollte. Die Kaufleute im Mittelalter wollten mit dem Faluröd den roten Backstein in Norddeutschland nachahmen und mit dem buttermilchgelben „Herrengelb“ schließlich gelben Sandstein vortäuschen.
Man wandte sich der Farbe zu, um die Illusion von Reichtum vorzutäuschen. Am Markt in der smaländischen Holzstadt Exjö sind die Holzhäuser sogar verputzt, Malereien imitieren die Steine in den Wänden. In seinem Roman „Schloss Gripsholm“ sucht Kurt Tucholsky zusammen mit seiner Prinzessin hingegen nur „eine ganz billige Hütte“.
Fortsetzung:
Der nächste Schweden-Beitrag geht der Frage nach, wie man in Schweden wohnt. Dabei besuchen wir das Haus des schwedischen Künstlers Carl Larsson in Dalarna.
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Erfahrungsbericht und Sachbuch über den Bau eines Holzhauses: Ein Haus aus Holz
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