Man hüte sich vor Architekten, die betont modern bauen, denn behaglich und preiswert wird das nicht! Das menschliche Leben besteht aus Traditionen und Neuschöpfungen gleichermaßen. Der Mensch braucht ein Haus, das zu ihm passt wie eine alte Jacke. Wenn man einen Baum fällt und natürliche Baustoffe für ein Haus verwendet, gibt man ihnen ein neues Leben.
Folgebeiträge Wohn- und Bauphilosophie in ENTSPANNT WOHNEN:
Max Liebermann: „Man kann einen Menschen mit einer Wohnung umbringen wie mit einer Axt.“
Das Haus mit der Natur verschmelzen
Etwa um 33 v. Chr. legte Vitruvius in seinem umfassenden Werk „de architectura“ seine ästhetischen Kriterien über die Standortwahl römischer Villen dar. Demnach sollte sich die Längsachse des Hauses von Ost nach West erstrecken, wodurch die Front mit der Portikus dem vollen Sonnenbogen ausgesetzt war.
Gern wählten die Römer sowohl geschützte als auch erhöhte Standorte über einer Talniederung am Fuße eines Hanges, so dass sich von der Portikus eine ungestörte Sicht über das Tal eröffnete. Albert Schweitzer richtete seine Gebäude im afrikanischen Urwald zum Fluss hin aus, so dass kühlende Luft hindurchstreichen konnte.
Man sollte die Natur in ein Haus – sowohl innen als auch außen – so weit wie möglich einbeziehen: ihre Luft, ihren Duft, ihre Formen und Farben, ihre Schönheit. Ein zierliches rapsgelbes Holzhaus wirkt mit seinen Verzierungen wie eine Blume in der Landschaft. Im Herbst erinnert es an das Gelb der Maiskolben oder an eine Sonnenblume, im Frühjahr an Forsythia, Osterglocken und Ginster.
Krank durch rationelle Architektur
Sozialwissenschaftliche Forschungen beweisen, dass die heutige Bauweise einen erheblichen Anteil an unseren Zivilisationskrankheiten hat. Kritisch-humanistische Bauphilosophien bemängeln zu Recht die sozialen und damit auch finanziellen Verluste, die durch die rationelle Architektur verursacht werden.
Friedensreich Hundertwasser und auch die Anthroposophen stellen die wahren und bleibenden Werte wie erhöhte Lebensqualität, Gesundheit, Zufriedenheit, Sehnsucht nach Romantik, Individualität, Kreativität, Erleben in Harmonie mit der Natur und mit anderen Menschen der sozialen Bilanz gegenüber. Monotone Hochhausbauten führen erwiesenermaßen zu gesteigerter Aggressivität und kriminellem Verhalten.
Der österreichische Künstler Arik Brauer fordert: „Das Bauen müsste in den Schulen ein Pflichtfach sein. Es würde sich dann mit der Zeit ein bunt wuchernder Baustil entwickeln, der im einzelnen vielleicht kitschig, im Gesamtbild aber ein großartiges Stadtbild ergeben könnte.“
Einen sehr interessanten Beweis dazu lieferte ein Experiment in einer Schule in Dessau. Die Schüler sollten ihre Traumschule malen. Gesagt, getan! Ergebnis: Die meisten Bilder ähnelten Gebäuden von Friedensreich Hundertwasser! Hundertwasser zauberte dann in Dessau aus einem langweiligen, planwirtschaftlichen grauen Schulbau eine Traumschule.
Und wer soll das für alle Schulen in Deutschland bezahlen? Zwischenfrage: Wie hoch belaufen sich die Kosten für die soziale Betreuung von Kriminellen und die von ihnen verursachten Schäden? Die Umverteilung der Finanzfonds würde auf lange Sicht viele soziale Probleme lösen und auch eine positive Bilanz ergeben.
Geradlinigkeit – eine Art von Analphabetentum
Hundertwasser spricht von „Gefängnissen gleicher glatter Schachteln“, in denen die Bewohner beginnen sollten, die weißen Einheitstüren und weißen Fensterrahmen nach Belieben farbig zu streichen. Die Benutzung des Lineals bezeichnet er als „verbrecherisch“, ja als Symbol des neues Analphabetentums.
Die Erziehung durch Architektur spielt auch bei den Anthroposophen eine wichtige Rolle. Wer naserümpfend über die Gepflogenheiten an Waldorf-Schulen redet, sollte wenigstens zur Kenntnis nehmen, dass die soziale Entwicklung von Waldorf-Schülern erwiesenermaßen äußerst positive Statistiken vorweisen kann.
Auch die Anthroposophen wehren sich gegen geradlinige Monsterkonstruktionen, schließen ihre Räume gern durch ein Gewölbe aus Holz nach oben hin ab. Der rechte Winkel wird bewusst vermieden, in der Shilouette ihrer Bauwerke werden die der Landschaft innewohnenden Linien aufgenommen. So kann ein Dach schildkrötenartig oder pilzhaubenförmig gestaltet sein.
Ihre Schulen wirken oft wie ein fremdartiges Wohntier. Dabei fehlt es nicht am Einsatz natürlicher Materialen. Die Wände müssen nicht weiß oder grau gestrichen werden, sondern sie sind orange, rot oder gar blau eingefärbt. Hundertwasser spricht von „schöpferischer Verschimmelung“, fordert das Zurück zu urigen Materialien und zu einem natürlich, belassenen Eindruck.
Frau ist häuslich
Interessant ist auch die Frage, warum sich unter jenen neuen Baukünstlern immer häufiger Frauen finden. Wenn Ehepaare ein Haus bauen, dann kümmert sich in der Regel die Frau um die architektonischen Details. Männer gehen an die Hausplanung oft ohne praxisnahes Denken heran.
Haushalt, Kochen, Kindererziehung, Gemütlichkeit und Saubermachen sind Aufgaben, die der Frau seit der Urgesellschaft traditionell innewohnen und laut wissenschaftlichen Umfragen auch heute noch von der Mehrheit der Männer als Frauensache betrachtet werden. Sollten deshalb nicht besser die Frauen – in Absprache mit den Männern – Wohnungen planen?
Stöbern Sie in einem Buchladen mal unter der Rubrik „Wohnen“ herum. Die meisten Bücher wurden von Frauen verfasst, weil sich die Männer zwar für das Bauen, aber weniger für das Wohnen in den Gebäuden interessieren. Aber warum sollten sie dann unsere Wohnungen entwerfen?
Fortsetzung: Der Folgebeitrag widmet sich der Frage, warum der Eigenbau für das Wohnen besonders nützlich ist.
Ein Holzhaus in Eigenregie bauen:
- „Ein Haus aus Holz“ – Blottner Verlag Taunusstein – www.blottner.de/buecher/hausbau/ein-haus-aus-holz/
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