Was soll das geben? Johann Wolfgang Goethe über die Liebe

„Ach“ seufzt der Dichter, denn er fühlt sich bedrängt und erkennt sich selbst nicht mehr. Dabei ist doch in dem gesamten Gedicht von einer neuen Liebe die Rede. Recht freudig scheint sein Herz deshalb aber leider nicht gestimmt zu sein. Wie dem auch sei, nach einem halben Jahr löste Goethe seine Verlobung zu der hübschen Bankierstochter Lilli Schönemann, die ihn „wider Willen“ sehr einengte. Zuviel hatte sich in seinem musenvollen Leben verändert. Trotz materieller Sicherheit schien am Ende alles weg zu sein. Den Beitrag haben wir mit erlesenen Kunstbildern aus den Enter into Art-Ausstellungen illustriert.

 

Hommage an Ludwig van Beethoven und Johann Wolfgang Goethe

.

Muss in ihrem Zauberkreise…

 .

Neue Liebe, neues Leben

Johann Wolfgang Goethe (1749-1832)

 

Tarja Unkari 1, Finland, Flower, 2017, Acrylic 14 x 14 cm

Tarja Unkari 1, Finland, Flower, 2017,
Acrylic 14 x 14 cm

Herz, mein Herz, was soll das geben?
Was bedränget dich so sehr?
Welch ein fremdes, neues Leben?
Ich erkenne dich nicht mehr.
Weg ist alles, was du liebtest,
Weg, warum du dich betrübtest,
Weg dein Fleiß und deine Ruh‘ –
Ach, wie kamst du nur dazu?

Fesselt dich die Jugendblüte,
Diese liebliche Gestalt,
Dieser Blick voll Treu‘ und Güte
Mit unendlicher Gewalt?
Will ich rasch mich ihr entziehen,
Mich ermannen, ihr entfliehen,
Führet mich im Augenblick
Ach! mein Weg zu ihr zurück.

Theo Damsteegt 2, The Netherlands, (Untitled), 2016, Linocut, 9 x 11 cm

Theo Damsteegt 2, The Netherlands, (Untitled),
2016, Linocut, 9 x 11 cm

Und an diesem Zauberfädchen,
Das sich nicht zerreißen läßt,
Hält das liebe, lose Mädchen
Mich so wider Willen fest;
Muß in ihrem Zauberkreise
Leben nun auf ihre Weise.
Die Verändrung, ach wie groß!
Liebe, Liebe, laß mich los!

 

Da sieht man es mal wieder: Geld beruhigt, aber es macht nicht glücklich! Oder war es nur die Jugend, welche den gestandenen Dichtermanne wie an einem Zauberfädchen festhielt? Jenem „Blick von Treu und Güte“ möchte er sich „entziehen“ und „entfliehen“. „Lass mich los“ apelliert er, denn jene Anpassung ist ihm fremd, ja sie „bedrängt“ ihn.

Lilli Schönemann wird „als liebliche Gestalt“ beschrieben. Aber für einen Dichterbaron reicht das nicht aus, um ein Leben lang zusammen zu bleiben. Seinen Weltschmerz verarbeitet der Poet in einer Art Zwiesprache mit seinem Herzen. Liebe lässt sich nun mal nicht kalkulieren, allen gesellschaftlichen Formeln zum Trotze entbehrt sie jeglichen rationalen Verstand.

Durch viele Kommas, Gedankenstriche und Ausrufezeichen erfahren die Verse aus der Sturm und Drang-Epoche eine ganz besondere Lebendigkeit, welche Ludwig van Beethoven durch verschiedene Vertonungen in geniale Klangstücke umsetzte. Den Agitato-Auftakt unterlegte der Komponist mit stürmischen Achtelnoten. Der schwungvolle Rhythmus wird bis zum Höhepunkt des Liedes durchgehalten, bricht aber kurz vor dessen Ende unverhofft ab.

Kunstgalerie

 

 

Weitere Informationen über Kunstausstellungen, Events, Preisträger ect. finden Sie in der Blogkategorie „KUNSTgenuss“! Lesen Sie die Kunstmeditationen in der Kategorie „Art Excellence“!

Verwandte Links auf unserer Website:

 

.

Bitte nutzen Sie das Gästebuch für Ihre Kommentare!

Als Buchautorin und Journalistin arbeitet Gabriele Walter mit dem Künstler und Grafiker Kurt Ries zusammen. In ihrem Reise- und Relaxblog helfen sie den Lesern, im Sinne der Selbstfürsorge und Prävention Stressverhalten zu korrigieren und sich Energie, Lebensfreude und mentale Kraft zuzuführen. Dabei fördern sie auch Kunst und Muse.