Ob Sie es glauben wollen oder nicht, nirgendwo lässt sich das Reisen besser mit Muße als in Venedig genießen! Am Hauptbahnhof „Santa Lucia“ wechselt man wie von selbst sein Gefährt, steigt auf ein Schiff um und verliert sich in die romantischen Gassen und verträumten Kanäle der Stadt. Mit allen Sinnen taucht man in alte Zeiten ein, lässt sein Herz im verliebten Takt eines Casanovas schlagen. In stiller und verschwiegener Meditation auf den Brücken Venedigs gelingt die „sentimental journey“ umso mehr.
Anleitung: Achtsamtkeitstraining
Info: 5-min.-Entspannung Mo. + Mi.
Therapeutischer Nutzen: Achtsamkeit
Venedig und seine Brücken
Ein erster Blick auf die Fotogalerie mit verschiedenen Brücken Venedigs (siehe weiter unten) lädt dich zu einem romantischen Genusserlebnis ein. Lies dir zunächst in aller Ruhe die kulturhistorische Einführung über die Brücken Venedigs durch:
Wer in Venedig aus dem Zug aussteigt, der ist im Gegensatz zu vielen anderen Städten sogleich (mit dem Schiff oder zu Fuß!) mittendrin im Stadtgeschehen. Wenn Sie auf Ihr Auto verzichten, dann haben Sie viel gewonnen, denn über den Wolken oder in der Eisenbahn können Sie schon im voraus von der zauberhaften Serenissima träumen.
Über die 3,8 km lange „Ponta della Libertà“ „dampft“ der EC mitten hinein. Dann die letzte Hürde – die Trittbretter – nehmen und durch die Bahnhofshalle zur Vaporetto-Station an der kalkweißen Barfüßer-Brücke (Ponte degli Scalzi) gelangen. Ihren Namen verdankt sie der dort unübersehbaren Kirche Santa Maria di Nazareth.
Mit einem charmanten Schwung empfängt die Brücke die Ankömmlinge der Stadt. Am Wendepunkt der alljährlichen Regatta überspannt sie zu Füßen des Gotteshauses der „unbeschuhten Karmeliter“ den entlegeneren Teil des Canal Grande.
Casanova und die Seufzerbrücke
Im vorderen Teil der Prachtstraße schmückt sich dagegen die hölzerne Ponte dell’Accademia aus dem Jahre 1985 mit einem der schönsten Anblicke der Stadt. Dort, wo der Canal Grande in die Lagune mündet, erhebt sich die prächtige Barockkirche Santa Maria della Salute. Der Name der Brücke verweist dagegen auf die nahe gelegene Gallerie dell‘ Accademia, die bedeutendste Gemäldesammlung der Stadt.
Casanova kehrte 1774 mit dem Schiff nach Venedig zurück, wobei ihm beim Anblick des Dogenpalastes wahrscheinlich sowohl finstere als auch triumphale Erinnerungen durch den Kopf schwirrten. Als gebürtiger Venezianer kannte er sicher alle Brücken der Stadt – … auch bei Nacht.
Zwanzig Jahre zuvor musste er grundlos! die schicksalhaften acht Meter über die Seufzerbrücke in die berüchtigten Bleikammern gehen. Wie alle Gefangenen durfte der Liebesabenteurer „seufzend“ durch ihre steinernen Gitter einen letzten Blick in die Freiheit werfen. Sprachlos über das eigene „Urteilsvermögen“ teilte man ihm auch die Dauer seiner Verhaftung nicht mit, 1756 gelang ihm als einzigen der Gefangenen Venedigs die Flucht.
Den schönsten Blick zur Seufzerbrücke hat man von der Ponte della Paglia, die aufgrund des Gedränges auch schon mal zeitweilig gesperrt werden musste. Hier seufzt man nicht aus Verzweiflung, sondern aus weltentrückter Sentimentalität, steigt erneut in ein Vaporetto oder eine Gondel und lässt sich zur berühmtesten Brücke Venedigs schippern.
Rialto – die Keimzelle von Handel und Wandel
Mit einem 28 m weitem Bogen und einer Durchfahrtshöhe von 7,5 Meter überwölbt die Rialto-Brücke im Herzen der Stadt den Canal Grande. Im 16. Jahrhundert wurde sie anstelle einer hölzernen Brücke erbaut und ruht auf 12000 Eichenstämmen. Vorher waren die Brücken Venedigs eher flach, damit sie von den Pferden überquert werden konnten.
Vorbei an zwei Ladenreihen mit Leder- , Schmuck- und Souvenirgeschäften eröffnen sich fast schon archaische Stadtansichten. Hier lag einst die Keimzelle Venedigs, schon immer walteten an seinem „höchsten“ Punkt Handel und Wandel. Um den Mercado di Rialto siedelten schon im 9. Jahrhundert die ersten Händler.
Jüngst erhielt der wirtschaftliche Hintergrund der Brückenhistorie eine soziale Note. Das weltberühmte Bauwerk wurde in den letzten Jahren von einem ehrenrührigen Sponsor renoviert. Mit verkrusteten gesellschaftlichen Strukturen hat er nichts am Hut. Der aus einer Bauernfamilie stammende Unternehmer Rosso machte nicht einmal von seinem Recht als Sponsor Gebrauch.
Anstelle eigener Werbung machte er auf den Transparenten an den Brückengerüsten lieber PR für eine Kunstausstellung, die er selbst mitfinanziert hatte. Soziale Verantwortung ist für ihn nicht nur eine leere Floskel: Ebenso wie seinen siebentausend Angestellten und Zulieferern bietet er auch den Baumwollbauern in Afrika faire Bedingungen.
Von träumenden Brücken, die zu Liebe verzaubern
Im Vergleich mit Hamburg (über 2000!) hat Venedig gerade einmal 446 Brücken! Jedoch sind die venezianischen Brücken nicht nur funktionale Konstruktionen, gleich guten Geistern halten sie die ganze Stadt zusammen. Ihr ästhetischer Wert schlägt goldene Brücken zu Romantik und Entspannung. Hier ist keine Brücke wie die andere und keinesfalls will man sie hinter sich abbrechen.
Sie betören und fordern auf zurückzukehren, verführend zu verbinden… und zu lieben. Erfüllt mit ehrfürchtigem Staunen gleiten schwarz und schillernd die Gondeln hindurch…, dort hört man Musik aus einem Café, da erklingt das sonntägliche Amore-mio-Lied der Gondoliere. Venedigs Brücken sind Zugänge und Übergänge des sinnlichen Vereinens.
Schön sind auch die weniger bekannten Ponte delle Guglie mit ihren vier Obelisken und die dreibogige Ponte di Tre Archi über den Canale di Cannaregio. Die Brücken Venedigs lassen nicht gleichgültig, sie scheinen zu träumen und zu verzaubern! Dabei sind es vor allem die zahlreichen kleinen und unbekannten Brückchen der Serenissima, die die malerischen 150 Kanäle sanft und still überqueren und – neben den Gondeln und Palazzos – das sentimentale Flair der Stadt ausmachen.
Schon immer verfügten die Venezianer über einen erstaunlichen Erfindungsreichtum. Eine Spezialität der Brücken Venedigs sind die Treppenstufen und die stilvollen Balustraden. Ponte Storto ist die Bezeichnung für zehn Brücken in Venedig, die einen Kanal nicht gerade, sondern schräg (ital. storto) überqueren. Manche von ihnen haben einen Zweitnamen wie zum Beispiel die Schuhmacherbrücke.
Die bildhübsche Ponte die Bareteri im Stadtteil San Marco verdankt dagegen ihren Namen den ansässigen Hutmachern. Die „pontezèlo“ sind wiederum kleine Privatbrücken, die zu den Eingangstüren der venezianischen Häuser führen. Zudem werden diese mit den Paline geschmückt, den bunt bemalten Anlegepfosten für die Boote.
Neben lyrischen Symbolismus strahlen die Brücken mit ihrer „runden Uneckigkeit“ auch sanfte Weiblichkeit aus. Sie verschmelzen Venedig zu einem impressionistischen Gemälde. Waren es vielleicht jene kleinen romantischen Brücken, die einen liebenswerten Abenteurer wie Casanova hervorgebracht hatten?
Erneute Betrachtung der Bildergalerie mit den Brücken in Venedig:
- Schau dir die Fotogalerie mit einigen kleineren Brücken Venedigs in Ruhe an! Es ist vollkommen egal, wie die Brücken heißen und wo sie sich genau befinden.
Klick auf ein Bild, um das Bilderkarussell zu starten!
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- Unter welcher Brücke würdest du am liebsten mit einer Gondel oder einem Boot hindurch fahren?
- Auf welcher Brücke möchtest du jetzt gerne stehen und das romantische Flair Venedigs genießen?
- Welches Foto spricht dich am meisten an? Warum?
- Liegt es vielleicht an den Farben, Spiegelungen, Menschen oder an dem unsagbaren Flair des Ortes?
- Was kannst du im Hintergrund des Bildes entdecken?
- Wie mag die Brücke im abendlichen Laternenlicht, im Winter, bei Nebel oder in den Karnevalstagen aussehen?
- Spüre nun in dich hinein, was hat sich in deiner Wahrnehmung verändert? Lass das schöne Gefühl durch deinen Körper strömen und entspanne dich!
Infos und Tipps: Nehmen Sie sich Zeit zum stillen Genießen…
Entsprechend unserem Motto „Reisen mit Muße, entspannt leben“ möchten wir Ihnen vorschlagen, auf einer Venedigreise auch einmal die weniger belebten Gassen der Stadt aufzusuchen und ihr Flair in aller Ruhe zu genießen. Dazu sollten Sie sich einen ganzen Tag Zeit nehmen. Sie werden es nicht bereuen, denn gerade jene Momente werden sich wie ein schillernder Juwel in Ihre Erinnerungen einnisten!
Wandeln Sie relativ ziellos und vertiefen sie sich immer wieder in romantische Ansichten. Bleiben Sie dazu auf verschiedenen Brücken etwas länger stehen, betrachten Sie die anderen Brücken, die Spiegelungen im Wasser, Häuser, Laternen, Gondeln und Boote…
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