1840 wurde Goethes Farbenlehre von einem engen Freund Turners ins Englische übersetzt, was wiederum eine Verbindung zwischen Turner und Goethe markiert. Sicher hatte auch Goethes Italienreise William Turner inspiriert, sich auf den Weg nach Venedig, Rom und Neapel zu begeben. Wiederholt nutzte er die Rheinroute per Schiff, um nach Italien zu gelangen. Die Reisen in den Süden hatten Turners Farbpalette beflügelt. Das sonnige Cadmiumgelb gehört zu seinen Lieblingsfarben.
Online-Kunstevent „Turner und die Rheinromantik“:
- Rheinromantik-Beitragsfolge „Auf den Spuren Turners“
- Beitragsreihe: Erlesene Gedichte der Rheinromantik
- Internationale Kunstausstellung „Hommage an William Turner und die Rheinromantik“
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Wasserspiegelnde Landschaften
Sicher ist es kein Zufall, dass wir das venezianische Fenster in unserer Ausstellung „Faszination weltweiter Kunst, Farbe und Meditation“ in der Farbe Gelb gestaltet haben. Die Farbe Gelb versinnbildlicht sowohl das Gold des lichtvollen Zeitalters Venedigs als auch des schillernden Meeres am Abend.
Die Kunstforschung geht davon aus, dass Turner bereits auf seiner ersten Rheinreise zum Weiterdenken in Richtung impressiver Darstellungen wasserspiegelnder Landschaften angeregt wurde. Ab Bingen legte er die Rheinroute per Schiff zurück. Dort weitet sich der Rhein zu einem Meer mit Inseln.
Turner verbrachte zwei Nächte in Mainz (25. und 26. August). Laut Ulrich von Hütten galt Mainz schon im Mittelalter als „goldene Stadt“, damals war es ein sehr beliebtes Ziel der Schönheiten am Rhein. Auf der Rückreise von Mainz nach Bingen war Turner mehr oder weniger nur noch von Himmel und Wasser umgeben, die Ufer glichen dünnen Landstreifen am Horizont. Erst in Bingen und Rüdesheim rücken die Hügel wieder näher.
Ein Nebeneinander von Farben
In Turners Bild „Rüdesheim. Blick auf das Binger Loch“ kann man auf einem Inselchen in der Mitte des Bildes den weißen Mäuseturm wahrnehmen, während über der fernen tiefschwarzen Flussenge bedrohliche Wolken hängen, die Wind und Sturm in Aussicht stellen.
Sein Aquarell von Mainz gleicht einem Nebeneinander verschiedener Farben, eine wundervolle Kolorierung, welche die Weite eines spiegelnden Sees darstellt. Dieses Gespühr für den Raum und die Lichtwiedergabe gemahnt schon an Turners Aquarelle von Venedig auf weißem Papier.
Als Hintergrund für die herben Schönheiten des Rheinabschnittes bevorzugte er nämlich grau laviertes Papier. Die Ansicht von Mainz stellt dazu noch eine Ausnahme in der Aquarell-Serie seiner ersten Rheinreise dar. Dieses Bild Nr. 51 aus der Serie wurde wahrscheinlich erst 1820 gemalt und enthält so wenig topografische Material, dass man das Sujet kaum erkennen kann.
Sehnsucht nach 1001 Nacht
Hier ist also eine Wechelswirkung zwischen Venedig und dem Rhein erkennbar, nämlich jener stilistischer Wandel in der Entwicklung des Künstlers, der sich in der Aufhellung seiner Palette und dem unermüdlichen Experimentieren mit Licht- und Farbeffekten zeigte. Die Farbe wurden von nun an eher lavierend und ungemein sparsam und als selbständiges Strukturmittel bzw. angedeutetes Kompositionsgerüst aufgetragen. Nur hier und das gibt es farbige Federstriche zur Betonung von Details.
Venedig verbindet sich auch mit einer gewissen Sehnsucht nach dem Orient, welche bis heute vor allem im poetichen Sinne überdauert hat. Bei Goethe manifestierte sich diese Sehnsucht in seinem „West-Östlichem Divan“, der imgrunde eine poetische Reise ist, deren Ausgangspunkt im Rhein-Main-Gebiet lag. Es handelt sich um eine Reise hin zu der Poesie des Orients und eine Reise mit den Mitteln der Poesie. Imgrunde eine Fantasiereise. Goethes Reinschrift des Werkes ist Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes.
Und im übrigen verbindet sich auch mit dem preußischen König Wilhelm IV. (dem „Romantiker auf dem Thron“) jene Sehnsucht nach dem Orient. Mit dem Bau seiner „Sommervilla“ Schloss Stolzenfels setzte er seine Kindheitsträume aus den 1001-Nacht-Märchen um, indem er den Schloßhof in Anlehnung an einen persischen Garten gestalten ließ.
Ende der Rheinromantik-Beitragsfolge
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