Poesie ist wie Musik: Das Klavier so klar

Poesie gleicht der Musik, die vom Gegenständlichen befreit und „nur“ Klang und nicht Inhalt ist. Achtsam genießen wir das lyrische Element eines Haiku-Gedichts, welches die Klänge von klassischer Musik mit Naturtönen beschreibt. Dabei vergleichen wir die Prosa und die Poesie sowie die Musik auch mit der abstrakten Malerei und gehen dem seelischen Gehalt von Kunst auf dem Grund.

Anleitung: Achtsamtkeitstraining
Info: 5-min.-Entspannung Mo. + Mi.
Therapeutischer Nutzen: Achtsamkeit

Klar und kristallin als auch stürmisch

Haiku-Gedicht von Gabriele Walter - Vergleich von Klaviermusik mit Naturtönen, Wellen und Seesturm

1. Klassische Musik genießen:

Bevor wir uns mit der Poesie des Haikus befassen, denke bitte einmal darüber nach, wann du das letzte Mal klassische Musik gehört hast? An welches Musikstück kannst du dich erinnern bzw. welche Melodie erklingt jetzt in dir?

  • Lege beide Hände flach auf deine Ohren, sodass du von den Tönen deiner Umwelt abgeschirmt bist.
  • Nimm die Hände von den Ohren und analysiere alle Töne, die du jetzt hören kannst!
  • Lege die Hände erneut auf die Ohren und erinnere dich an die Melodie des klassischen Musikstücks!
  • Stell dir vor, du sitzt in einem Konzertsaal und spürst achtsam in die Klänge der Musik hinein!

2. Genusstraining mit dem Haiku-Gedicht:

Im Gegensatz zur Prosa sind Gedichte oft „nur“ noch Gefühl, wobei die Seele des Dichters im Klang der Worte schwingt. Losgelöst von dem Reich des Verstandes fragt die Poesie mehr nach dem „Wie“ als nach dem „Was“ bzw. nach dem intuitiven Ausdruck eines seelischen Gefühls.

  • Lies das Haiku-Gedicht mehrmals laut oder wiederhole es still:

 

Haiku-Lyrik

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Das Klavier so klar

wie kristalline Wellen –

stürmisch wie die See.

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  • Was passiert inhaltlich in dem Dreizeiler?
  • Welches Musikinstrument ist zu hören, welche Töne vernimmst du?

Während in der Musik ein inhaltlicher Zusammenhang nur durch Erläuterung wahrgenommen werden kann, kann in der Poesie die inhaltliche Aussage stärker hervortreten.

Dabei ist keinesfalls gesagt, dass es sich bei dem im Haiku angesprochenen Klavierstück um einen Musiktitel mit Bezug zum Meer handeln muss. Lediglich wird in dem Gedicht der Klang des Musikstücks gefühlsmäßig analysiert.

  • Wo mag sich die Dichterin aufgehalten haben, als sie das Haiku verfasste?
  • Oder wo mag das Konzert, in dem sie die Musik hörte, stattgefunden haben?
  • Welche Wörter könnten auf einen örtlichen Bezug hinweisen?

Musik spricht zum Herzen, während sie den Kopf unmittelbar nichts zu sagen hat. Laut Schoppenhauer redet sie nicht von Dingen, sondern von lauter Wohl und Wehe. Seelische Zustände sind in der Musik zwar nur wage, aber – wenn man aufmerksam hinhört – wahrnehmbar.

  • Welche Wörter drücken dagegen in dem Haiku das Wohl und Wehe aus?

Infos und Tipps: Vergleichbarkeit von Musik, Poesie und Malerei

Einen Jambenvers mit 5 Hebungen kann man hören wie den Rhythmus in der Musik (zum Beispiel beim Tango oder Walzer). Ja, man kann sogar den Herzschlag des Vorlesenden von Gedichten hören. In diesem Sinne ist es auch eine Kunst, Poesie zu lesen.

Poesie kann musikalisches Vergnügen bereiten, indem sie neben der Bedeutung (Inhalt) wie Musik wahrgenommen werden kann. In diesem Sinn unterscheidet sich Musik auch von der Malerei, wobei die abstrakte, gegenstandslose Malerei (vor allem auch aufgrund ihrer Farbklänge) der Musik näher steht als die gegenständliche Kunst oder die Prosa.

 

(Alle Haiku-Gedichte im Bernsteinrose-Blog stammen von Gabriele Walter. Bitte beachten Sie das Urheberrecht!  Insbesondere auch die Haikus können nur mit unserer Genehmigung veröffentlicht werden. Sie können jedoch gerne zu unseren Beiträgen verlinken.)

 

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Als Buchautorin und Journalistin arbeitet Gabriele Walter mit dem Künstler und Grafiker Kurt Ries zusammen. In ihrem Reise- und Relaxblog helfen sie den Lesern, im Sinne der Selbstfürsorge und Prävention Stressverhalten zu korrigieren und sich Energie, Lebensfreude und mentale Kraft zuzuführen. Dabei fördern sie auch Kunst und Muse.