Um berühmte Gemälde von Cranach, Dürer, Rubens, van Ruisdal, Tintoretto, El Greco, Tischbein, Spitzweg, Dix, Nolde, Klee… zu bewundern, kann man, aber muß man nicht bis Dresden fahren. Denn in Leipzig lacht Sie sogar „Der Mulatte“ von Frans Hals an. Die Gegend um den Brühl ist viel geschichtsträchtiger als sie aussieht. Dabei wurde ihre Bebauung aus den Sechzigern nach der Wende angenehmer gestaltet. Ohne Besuch des Bildermuseums dauert dieser Spaziergang nur etwa 15 min..
Leipzig-Folge-Beiträge: Musenküsse aus Klein-Paris
Leipzigs Altes Theater gibt es nicht mehr
Vom Leipziger Marktplatz gelangt man in wenigen Minuten zum Brühl, der zusammen mit den umliegenden Straßen bis zum Zweiten Weltkrieg als Hauptumschlagsplatz des Rauchwarenhandels Europas galt. Von der ursprünglichen Bebauung am Brühl, wo sich vor allem polnische und jüdische Pelzhändler niedergelassen hatten, ist nahezu nichts mehr erhalten.
Die infolge von sinnlosem Krieg und Zerstörung verschwundenen verwinkelten Gassen aus den vergangenen Jahrhunderten konnten die Stadtväter aber leider nicht wieder auferstehen lassen. Am Fleischerplatz stand bis zum Krieg das Alte Theater, ein Schauspielhaus, dessen Bühnenvorhang von Adam Friedrich Oeser stammte. Goethe beschreibt ihn ausführlich im 8. Buch von „Dichtung und Wahrheit“.
1801 wurde in dem Theater Schillers „Jungfrau von Orleans“ vor 1200 stehenden Zuschauern uraufgeführt. Wenige Tage später nahm der Dichter bei der dritten Aufführung enorme Huldigungen entgegen. Die Zuschauer bildeten nach der Vorstellung für ihn Spalier bis zum damaligen Rannstädter Tor.
Die Neuberin
Johann Christoph Gottsched hatte zusammen mit Caroline Neuber, der „Neuberin“ und ihrer Truppe, in Leipzig viel für die Hebung des Schauspielstandes und die Bühne getan – u.a. durch die Vertreibung des Hanswursts. Dort, wo heute das klassizistische Gebäude Großer Blumenberg steht, spielte die berühmte Neuberin 1749 auf einem Färberboden.
Ganz in der Nähe, am Brühl 3 (Kaufhaus „Höfe am Brühl“ mit dem volkstümlichen Namen „Blechbüchse“), stand bis zum Krieg das Geburtshaus von Richard Wagner (Gedenktafel). Goethes Annette wohnte in einem Wirtshaus am Brühl, und natürlich war der junge Student dort oft zu Gast.
Das Leipziger Bildermuseum – der Kubus
Martin Luther hatte sich im Jahre 1521 als Junker Jörg am Brühl einquartiert. Seine Zuflucht auf der Wartburg hatte er heimlich verlassen, um in Wittenberg nach dem Rechten zu sehen. Von einer Dirne wurde er – obwohl er sich einen Bart hatte wachsen lassen – erkannt. In dieser Zeit malte Cranach in Wittenberg das Gemälde „Luther als Junker Jörg“, das sich heute im Bildermuseum am Brühl befindet und lange für ein Selbstbildnis Cranachs gehalten wurde.
Caspar David Friedrich entführt Sie dagegen in das Zeitalter der Romantik. Zudem zählt „Die Toteninsel“ von Arnold Böcklin zu den Highlights der Leipziger Kunst.
Schwerpunkte der Sammlung bilden die altdeutsche Malerei, die holländische Malerei des „Goldenen Zeitalters“, die italienische Zeichenkunst des Barocks und die deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts sowie die DDR-Kunst. Die graphische Sammlung umfaßt u.a. das komplette Werk von Max Klinger.
Vorschau: Der nächste Beitrag der Leipzig-Folge führt auf den Spuren Friedrich Schillers durch die Messestadt.
.
Leipzig-Folge-Beiträge: Musenküsse aus Klein-Paris
.