Im Sommer sind am Bach-Denkmal im Thomaskirchhof oder im Innenhof des Bosehauses in Leipzig Serenadenkonzerte unter freiem Himmel zu hören. Zudem präsentiert das Salonorchester „Cappuccino“ Kaffeehausmusik in der Alten Handelsbörse am Markt. Für den kurzen Genussspaziergang auf den Spuren Johann Sebastian Bachs in der Messestadt-City sollten Sie etwa 1 Stunde einplanen (ohne Besuch des Bosehauses).
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Richard Wagner Portrait
Wir blicken hinauf zur Turmloge am Alten Rathaus am Marktplatz in Leipzig, wo die vier Stadtpfeiffer mit ihren weißen Perücken im Mittelalter die Wurzeln für das bürgerliche Konzertleben legten. Ein Ölbild im Stadtmuseum zeigt den 49jährigen Richard Wagner im Profil.
Der gebürtige Leipziger war Schüler des Thomaskantors Chr. Th. Weinling. Nach der Komposition einer besonders reich ausgestatteten Doppelfuge erklärte Weinling, daß er ihn nichts mehr lehren könne… In der Ratsstube leistete Johann Sebastian Bach im Jahre 1723 den Amtseid.
An das Zimmermannsche Kaffeehaus (Ende Katharinenstraße), in dem Bach mit dem Kollegium Musicum spielte, erinnert unweit davon entfernt eine Gedenktafel.
Kantor Johann Sebastian Bach
Gegenüber, in der Thomaskirche trat Bach im Alter von 38 Jahren dann seinen Dienst als Kantor an. Sein Denkmal vor der Kirche schuf (ebenso wie das von Goethe) der Bildhauer Carl Seffner nach anatomischen Vorlagen. Bach mit der Notenrolle in der Hand schlägt den Ton auf der Orgel an, seine Manteltasche ist nach außen gewendet. Als Vater vieler Kindern hatte Bach nie genug Geld.
Er wohnte in der Thomasschule, dort, wo heute die Superintendentur steht. Bach dirigierte die Thomaner mit der Notenrolle. Den Taktstock erfand Felix Mendelssohn Bartholdy erst im 19. Jahrhundert. In der Kirche ruhen Bachs Gebeine. Das Museum im Bose-Haus dokumentiert sein Leben ausführlich.
1723 gab er seine Stellung als Hofkapellmeister in Köthen auf, um in Leipzig – neben seinen Aufgaben als städtischer Musikdirektor – den ältesten Knabenchor der Welt zu dirigieren. Seit 1254 tönten hier die gregorianischen Gesänge der Thomaner bei den geistlichen Diensten der Augustiner Chorherren durch die heiligen Hallen.
Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy
Unter den hohen Akazien und Linden am Promenadenring steht das wertvollere Denkmal Bachs (1842) mit dem „alten prächtigen Perückengesicht“, wie es sein Stifter Felix Mendelssohn Bartholdy liebevoll umschrieb. Als bester Orgelspieler seiner Zeit trug er die Mittel dafür aus dem Erlös seiner eigenen Konzerte bei.
Ganz in der Nähe, an den wasserrauschenden Rädern der Thomasmühle, im damaligen Lurgensteins Garten, mietete sich Felix Mendelssohn Bartholdy mit seiner Familie eine Wohnung. Heute erinnert nur der Straßenname „Lurgensteinsteg“ an die vergangene Idylle.
In der Thomaskirche, die Mendelssohn von seinen Fenstern aus sehen konnte, stellte er den Leipzigern die damals fast vergessene Matthäuspassion von Bach wieder vor. Seither ist deren Aufführung am Karfreitag mit dem weltberühmten Thomanerchor Tradition.
Das Weihnachtsoratorium und viele, viele andere Werke Bachs wurden in der Nikolaikirche uraufgeführt.
Das dritte Grab von Bach
Hinter dem Grassimuseum am Johannisplatz in Leipzig befindet sich der historische Johannisfriedhof. Hier wurde Johann Sebastian Bach im Jahre 1750 begraben. Nachdem seine Musik durch den Einsatz von Felix Mendelssohn Bartholy eine Wiedergeburt erlebte, verlegte man Bachs sterbliche Überreste in die Johanniskirche am Johannisplatz, die im Krieg zerstört und abgetragen wurde. Seit 1950 befinden sich Bachs Gebeine in der Thomaskirche.
Zu Ehren ihrer größten Komponisten Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy (Gewandhaustage) werden in der Messestadt klassische Musiktage festlich ausgestaltet. Der Internationale Bachwettbewerb findet alle zwei Jahre statt.
Im frühen Mittelalter verbrachte der Minnesänger Heinrich von Morungen als miles emeritur im Thomaskloster seinen Lebensabend, er soll im Bereich des Thomaskirchhofs begraben (1220) sein.
Vorschau: Der nächste Beitrag der Leipzig-Folge führt Sie auf den Spuren von Robert Schumann und Clara Wieck durch die Messestadt.
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