Auch mit dem neuen Mendelssohn-Denkmal von Jo Jastram an seinem Eingang verweist das heutige Neue Gewandhaus auf alte Traditionen. Die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven führt das Orchester traditionell alljährlich zu Neujahr auf. Mit dem Besuch des Mendelssohn-Hauses dauert der Spaziergang durch die Messestadt etwa 1 – 2 Stunden.
Leipzig-Folge-Beiträge: Musenküsse aus Klein-Paris
Leipzigs Gewandhausorchester und seine Dirigenten
Kurt Masur hatte das Neue Gewandhaus geleitet, bevor ihn die New Yorker Symphoniker für immer nach Amerika holten. Das heutige „Neue Gewandhaus“ ist der dritte Gewandhausbau in Leipzig. Der berühmteste Konzertmeister in der Geschichte des Orchesters war Felix Mendelssohn Bartholdy, der 1835 bis zu seinem Tode 1847 in Leipzig wirkte. Er verstarb ganz in der Nähe, in der Königstraße 5 (heute Goldschmidtstraße 12) und wurde in seiner Kindheitsstadt Berlin beigesetzt.
Das Gewandhausorchester wurde vor über 200 Jahren als „Großes Concert“ gegründet und fand 1781 im Gewandhaus, dem Leipziger Handelshaus der Woll- und Tuchhändler einen ständigen Auftrittsort. Es gehört zu den berühmtesten Klangkörpern der Welt. Heute steht an diesem Ort das Städtische Kaufhaus.
Das Mendelssohn-Haus
Vorbei am Gewandhaus gelangen wir zu Fuß in ca. 10 Minuten in die Goldschmidtstraße 12. Felix-Mendelssohn-Bartholdy hatte 1845 die bescheidene, an den Wänden mit Putzmalerei versehene Neun-Zimmer-Wohnung in der erste Etage des spätklassizistischen Hauses in der damaligen Königstraße 5 gemietet.
Das zweiläufige Treppenhaus, das Parkett, die Haustür und vier Fenster sind original aus der Zeit Mendelssohns erhalten. Hier entstand das Oratorium „Elias“ op.70.
Das Biedermeier-Haus ist die einzige erhaltene Wohnstätte Mendelssohns. Die Initiative, das Sterbehaus des Meisters zu retten, ging von Kurt Masur aus. Zu Mendelssohns 150stem Todestag wurde es 1997 eröffnet.
Der Musiksalon, in dem sich der Künstler mit den Schuhmanns und Franz Liszt traf, sowie sein Arbeitszimmer und sein Wohnzimmer entstanden nach alten Aquarellvorlagen, und auch das Pflaster im Hof wurde möglichst authentisch gestaltet.
U.a. hatte Felix-Mendelssohn-Bartholdy in Leipzig eine Renaissance der Werke von Johann Sebastian Bach eingeleitet und Robert Schumanns „Frühlingssinfonie“ im Gewandhaus uraufgeführt.
Kunst gegen Willkür und Macht
Clara Schuhmann konzertierte zuletzt 1889, im Alter von 70 Jahren im Neuen Gewandhaus (das zweite Gewandhaus in Leipzig) des neuentstandenen Musikviertels. 1884 eröffnet, war es einer der schönsten Konzertsäle der Welt; es wurde im Krieg zerstört und leider nicht wieder aufgebaut.
Bereits 1936 wurde das Mendelssohn-Denkmal davor beseitigt. Der Leipziger Bürgermeister Carl Goerdeler hatte vergeblich um dessen Beibehaltung gekämpft. Man wollte eine Kranzniederlegung für den Komponisten jüdischer Herkunft durch das Londoner Philharmonic Orchestra verhindern, das am Abend zuvor im Gewandhaus gespielt hatte. Goerdeler, der daraufhin sein Amt niederlegte, wurde als Mitverschwörer des 20. Juli 1944 hingerichtet.
Im Musikviertel befindet sich heute außer der Universitätsbibliothek und der Hochschule für Grafik und Buchkunst die Musik- und Theaterhochschule, die aus dem von Felix Mendelssohn Bartholdy gegründeten Konservatorium, der ersten Musikschule Deutschlands, hervorging.
Vorschau: Der nächste Beitrag der Leipzig-Folge lädt Sie zu einem Spaziergang auf den Spuren Martin Luthers und Napoleons in Leipzigs Innenstadt sowie der friedlichen Revolution ein.
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