Der Promenadenring um Leipzigs City ist nicht nur ideal dazu geeignet, im Grünen zu entspannen, einige kleine Denkmäler verleihen dem „Ring“ kulturhistorisches Flair. Dabei begegnet man u.a. prominenten Namen wie Schiller, Gellert, Wagner und Hahnemann. Wir will kann den Promenadenrundgang mit einem Einkaufsbummel im Leipziger Hauptbahnhof beschließen. Mit 120 Läden ist der Konsumtempel ein Paradies für shopping-begeisterte Besucher der Messestadt. Nach der Wende unterlag der Bahnhof einer extravaganten Modernisierung. Die 3 – 4 Spaziergänge im Grünen dauern jeweils 1/2 bis 3/4 Stunde.
Leipzig-Folge-Beiträge: Musenküsse aus Klein-Paris
Im Messetrubel reif für die Insel
Zierlich umrahmt er – gleich einem bewaldeten Inselstrand, vor dem das Meer laut aufwogt – den Altstadtkern Leipzigs. Anstelle des alten Wallgrabens wurden hier im 18. Jahrhundert prächtige barocke Gärten vor den Toren der Stadt angelegt. Heute kann man auf schattig lauschigen Bänken dem Großstadtlärm entfliehen. Besonders schön ist es im Herbst, wenn die Linden, Akazien, Eichen und Buchen ihr goldenes Laub über die Wege schütten.
Der Genussspaziergang im Grünen beginnt am Richard-Wagner-Platz. Gegenüber steht das ehemalige Ringmessehaus neben dem Hotel Fürstenhof Kempinsky und der Reformierten Kirche. Seinerzeit galt es als das größte Textilmessehaus Europas. In dem Gebäude wurde man während der Messen zu einem 4,5 km langen „Zwangsrundgang“ durch die Welt der Mode „genötigt“.
Im Grüngürtel hinter dem Großen Blumenberg sitzt Christian Friedrich Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, auf einem hohen Sockel. Nach Selbstversuchen mit Chinarinde begann er die Grundgedanken seiner Lehre zu entwickeln. Sehr erfolgreich und hochbetagt starb er in Paris (Friedhof Montmartre).
Mahnmäler der Geschichte
Unweit vom Hahnemann-Denkmal erinnert ein Gedenkstein für den Schauspieler Eduard Stein an das kriegszerstörte Alte Theater. Seine Funktion hat das Schauspielhaus an der Ecke zur Gottschedstraße übernommen. 1989 war der Stadtring Schauplatz der Montagsdemonstranten, die dabei auch die Runde Ecke, die ehemalige Stasizentrale, passierten und sie schließlich besetzten (Museum!).
Wer will, kann nun bis zum alten Bach-Denkmal und dann zum Neuen Rathaus spazieren. Ein kleiner Abstecher in die Gottschedstraße führt zu 140 schlichten Bronzestühlen, die an die Bankreihen der zerstörten Synagoge erinnern. Das Mahnmal aus dem Jahre 2001 ist ein künstlerisches Sinnbild von Vertreibung, Verlassenheit und Verlust.
Ebenso nahe geht dem Betrachter das Carl-Goerdeler-Denkmal mit seinen humanistischen Zitaten an der Südwestseite des Neuen Rathauses. Fotos von dem Denkmal und weitere Informationen über das Schicksal des Leipziger Bürgermeisters finden Sie in unseren Leipzig-Folgen (7) und (8).
Vom Schillerpark zum Augustusplatz
Beachten Sie das Schiller- und das Gellertdenkmal in dem vom berühmten Gartenbaumeister Lenné im englischen Stil angelegten Schillerpark. Ganz in der Nähe am Roßplatz mit den Zuckerbäcker-Ringbauten aus der Stalinzeit versinnbildlicht der reizende Mägdebrunnen die Szene „Am Brunnen“ aus Goethes „Faust“.
Wer mehr über Leipzigs Messehistorie erfahren möchte, nimmt am besten ein „Rendezvous“ am Städtischen Kaufhaus in der Universitätsstraße wahr. In einer Nische der pompös-bürgerlichen Fassade des ersten Mustermessehauses der Welt wartet ein einsamer, schwerttragender Herr mit Hut auf Ihr Interesse. Leipzigs Paradebildhauer Carl Seffner schuf vor rund 100 Jahren die überlebensgroße Bronzefigur.
Kaiser Maximilian I. verhalf der Stadt vor 500 Jahren mit wichtigen Privilegien zum ersten Welthandelsplatz Europas. Sie wurden 1514 vom Papst Leo X. mit der Bulle „Romanus pontifex“ bestätigt. Der mächtige Herrscher mit der Pergamentrolle in der Hand gewährte den Kaufleuten Reichsschutz und sanktionierte die drei Leipziger Jahrmärkte. Obendrein dehnte er das Stapelrecht auf ein Gebiet von 15 Meilen (125 km) um die Stadt herum aus, wodurch Leipzig seine Messe-Rivalen spielend hinter sich lassen konnte.
Dass Professoren auch in unserem Jahrhundert lieber gedankenlos gehorchen als aufgeklärt und selbstlos zu reformieren, versinnbildlicht mit Humor das kesse Professorendenkmal aus der Wendezeit am Augustusplatz (Eingang Grimmaische Straße).
Zum Schwanenteich
Der idyllische Schwanenteich hinter der Oper gilt als letzter Rest des alten Stadtgrabens. Die Wagner-Büste entstand nach einem Entwurf von Max Klinger. Das Eisenbahndenkmal erinnert dagegen an die 1839 eröffnete erste deutsche Ferneisenbahn von Leipzig nach Dresden.
Das Hochhaus mit dem MM-Symbol in der Wintergartenstraße stammt aus der Honecker-Ära und überragt mit 4,5 m das Völkerschlachtdenkmal. Für das Mustermesse-Logo besitzt Leipzig das Markenrecht.
In den Rabatten gegenüber dem Hauptbahnhof steht der Gedenkstein für den Bürgermeister Carl Wilhelm Müller (1728-1801). Nach seinen kunstverbundenen Vorstellungen wurde das von Gräben und Wällen bereinigte Gelände am damaligen Stadtrand Leipzigs im englischen Landschaftsstil umgestaltet.
Leipzig Hauptbahnhof
Schon Robert Schumann träumte in seinen „Kinderszenen“ „Von fernen Ländern“ und Goethe schrieb in Frankfurt wehmütig „Wer kein Leipzig gesehen, der könnte hier recht wohl sein…“. Wer in Leipzig aus dem Zug aussteigt, der ist im Gegensatz zu vielen anderen Metropolen sogleich (und zu Fuß!) mittendrin im Stadtgeschehen.
Die beiden klobigen Eingangssäle des größten Kopfbahnhofs der Welt werden durch die 240 m lange Bahnsteighalle verbunden, deren (historisch getreu rekonstruierte) Glasüberdachung einer Fläche von 12 Fußballfeldern entspricht. Auf dem Terrain des heutigen Gebäudes standen früher vier Bahnhöfe: der Dresdner, der Thüringer, der Magdeburger und der Berliner.
Beim Bau des Hauptbahnhofes in den Jahren 1909/1915 wurden die Bahnsteige 1-13 von preußischen und die Bahnsteige 14-26 von sächsischen Behörden verwaltet. Bürokratisch penibel betrieb man damals sogar getrennte Stellwerke, Uhrensysteme und Beschilderungsordnungen!
Vorschau: Der letzte Beitrag der Leipzig-Folge lässt Sie auf den historischen Spuren der ersten Mustermesse der Welt wandeln.
Leipzig-Folge-Beiträge: Musenküsse aus Klein-Paris