Als Herausgeberin internationaler Kunstbücher mit Haiku-Lyrik möchte ich meine Leser gerne mit einer Kunsttechnik der besonderen Art vertraut machen. Meine Haiku-Spaziergänge regen mich auch immer wieder zu eigenen Kunstbildern an. Dabei benutze ich zur künstlerischen Gestaltung das vorgefundene Material der jeweiligen Landschaft wie zum Beispiel Sand, Erde, Gräser und Blütenblätter und aquarelliere die Bilder mit Regen-, Bach- oder Meereswasser. Zudem lasse ich mit Hilfe der Fotografie das Sonnenlicht und den Wind in die Bilder einfließen.
Auf diese Weise gewinnen meine Kunstbilder einen unmittelbaren Bezug zu meiner Haiku-Lyrik. In den Kurzgedichten wird eine Impression der Natur achtsam in Poesie umgesetzt. Oftmals spielen dabei Licht, Wind und Schatten eine bedeutende Rolle. Freilich kann man einen solchen Moment gleich einem Schnappschuss auch fotografisch festhalten, was mich auf die Idee brachte, natürliches Licht in Kunstbilder einzuflechten und quasi mit Licht und Schatten zu malen. Dabei nutze ich nicht nur die geheimnisvolle Schönheit von Schattenbildern, sondern auch die Bewegung der Schatten, die durch den Wind erzeugt wird.
Meine Haiku-Bilder bestehen somit aus mehreren Ebenen:
- die Ebene der vorgefundenen natürlichen Materialien am jeweiligen Ort,
- die mit luftig zarten Farben aquarellierte Ebene,
- die Schattenebene, in die auch das Sonnenlicht und der Wind einfließen.
Der spezielle Moment des Schattenbildes dauert – je nach Windstärke – oft nur eine hundertstel Sekunde. Danach ist das Bild verändert oder gar verschwunden! In diese geheimnisvolle fotografische Ebene integriere ich auch meinen eigenen Gestaltungswillen. Zwischen dem Knopfdruck auf den Kameraauslöser und der ersten Ebene liegen dagegen der Duft und die salzige Luft des Meeres. Zudem gewinnt das Bild durch das Wasser aus der Natur, welches ich zum Aquarellieren benutze, einen zusätzlichen sublimen Reiz. Meine Haiku-Bilder erschaffe ich zunächst im kleinen A5-Format auf Aquarellpapier, am Ende entsteht jedoch ein in seiner Größe flexibles Foto, welches Sonne und Wind in Wohnräume übertragen kann.
Inspiriert von herrlichen Meereslandschaften, schrieb ich meine ersten Haiku-Gedichte an der Ostsee. Gönnen Sie sich ein Muse-Stündchen, nehmen Sie sich für ein paar Minuten aus dem Alltag heraus! Dabei können Sie die “kleinen” Wunder der Natur entdecken, entspannen und auf andere Gedanken kommen. Die Natur hat uns geboren, die Natur kann uns heilen.
Kunst aus Sonnenlicht und Wind von Gabriele Walter
Entspannen mit Kunstbildern:
- Betrachte aufmerksam das Bild, so dass du es in seiner Schönheit und Aussage verinnerlichst.
- Fühle dich vollkommen frei in deinen Gedanken.
- Lass jetzt den Alltag los und geh gedanklich in das Bild hinein. Lass es in dir erstrahlen.
- Spüre schließlich in dich hinein! Was hat sich an deiner Stimmung verändert?
Was ist ein Haiku?
Der japanische Dreizeiler, das Haiku, ist die kürzeste Gedichtform der Weltliteratur. Es besteht aus drei Verszeilen bzw. aus siebzehn Silben, die eine Naturstimmung – oft mit jahres- oder auch tageszeitlichem Bezug – einfangen oder ein Alltagserlebnis umreißen.
Die lyrischen Dreizeiler sind bezaubernde Stimmungsbilder, die kleine Dinge des Lebens mit großer Wirkung beschreiben. Haiku-Dichtung ist eine Meditation bzw. eine Achtsamkeitsübung, wobei der Geist für unsere Umgebung, für die Heiligkeit der unscheinbaren Dinge geöffnet wird. Wie im Tuschbild erscheint auch im Haiku die Welt als ein auf ganz wenige Elemente reduzierter Ausschnitt – ohne Rahmen und scharf konturiert vor dem Hintergrund des Unendlichen.
Ich verfasse meine Haiku stets in freier Natur. Ebenso verhält es sich mit den Kunstbildern. In Anlehnung an die Haiku versinnbildlichen sie eine Natur-Impression, d.h. den Augenblick eines (Natur)Erlebnisses.