Inselhüpfen auf den nördlichen Sporaden (1)

Imposant ist die lichterglitzernde Hafeneinfahrt in Skiathos für den Reisenden, nachdem er die göttliche Drei-Stundentour mit der Abendfähre Volos-Skiathos-Skopelos-Alonissos auf sein Display gebannt hat. Das möwenweiße Schiff kreuzt zuvor den Pagasäischen Golf mit tollen Ausblicken auf dessen Küste und Inselchen. Im Nordosten die Gipfel des Pilion, im Süden die Höhenzüge von Euböa und dann – ganz nah – die Stiefelspitze Trikeri.

Sporaden-Folge-Beiträge: Rhapsodie in Blau

 

Skiathos… die Pauschaltouristische

Blick auf den Altstadthügel von Skiathos - Sporadeninseln, Griechenland

Beschauliches Inselstädtchen Skiathos

Das gleichnamige Dorf Trikeri klebt wie ein Schwalbennest an den kargen Hügeln über dem weiten Azur, darunter der kleine Fischerort Agia Kyriaki. Im abendlichen Szenario der rotsinkenden Sonne umschwärmen Silbermöwen – gleich Schatten von Leibgarden – das Schiff. Das strandumzingelte Skiathos kommt langsam heran. Hell leuchtet die sandige Sichel von Kokonaris-Beach an dessen südwestlichem Ende.

Hoch oben gibt das Marmorhotel Skiathos-Palace protzig und unmißverständlich kund, daß es auf der Insel weit mehr touristisch zugeht als auf der Magnesischen Halbinsel. Das Fährschiff tuckert an der Riviera von Skiathos entlang. Nacheinander folgen Troulos-Beach mit seinen malerischen Felsen, Platanias-Beach und dann die Kanapitsa-Strände, an denen sich die Villenbesitzer der Halbinsel Kalamaki ein Stelldichein geben.

Griechenland: Blick zur südlichen Spitze der Magnesischen Halbinsel mit dem Dorf Trikeri auf dem Berg

Auf dem Weg nach Skiathos: Blick zum Dorf Trikeri auf der Pilion-Halbinsel

Auch als Urlauber kann man sich dort einmieten und zwischen Olivenhainen und Pinienduft in einem der rosenwuchernden Gärten seine Gedanken auf das tintenblaue Meer hinausschicken. Ein Linienbus klappert im Zwanzig-Minuten-Pendelverkehr die Riviera ab – bis hin zum einsamen Pinienstrand Kokonaris.

Gar nicht so viele und gar nicht hohe Hotels sieht man hier – wie vielleicht erwartet. Eher verstreut kleinere Pensionen, hier und da eine Boungalow-Siedlung zwischen den Zypressen und Pinien – trotz Pauschaltourismus kein Kreta, kein Kos oder Rhodos.

Skopelos… – die Bezaubernde

Mönch auf einem Fährschiff, Griechenland

Auf Skopelos herrscht kontemplatve Ruhe und Besinnlichkeit

Die sinnbildliche Erklärung dafür, warum man hierzulande die flinken Tragflächenboote mit der Metapher „Flying Dolphin“ belegt, erhält man auf der Überfahrt nach Skopelos – vorausgesetzt, man hat dem großen Fähr“dampfer“ aufgrund seiner latenten Altersschwäche nicht die Treue abgeschworen. Der Zeitfaktor ist vielleicht der einzige Grund zur Untreue, denn jene „Flieger“ auf „hoher See“ zählen hier nicht minder zum alten Eisen.

Die Badestrände der Insel Skopelos liegen an der wenig befahrenen Küstenstraße. Herrliche Landschaften eröffnen sich hinter fast jeder Kurve. Weit unten Buchten mit kristallklarem Wasser, wie kleine Fjorde. Die smaragdgrünen Bergwälder verbreiten eine beruhigende und erholsame Stimmung.

Inselriffe zwischen der Insel Skopelos und Alonissos - Griechenland, nördliche Sporaden, Abendstimmung

Überfahrt von Skopelos nach Alonissos

Dass man die Inselgruppe als die „nördlichen“ Sporaden bezeichnet, lässt die Gedanken abschweifen… Wenn hier der Himmel zufälligerweise einmal bedeckt ist, dann könnte man tatsächlich glauben, im saftiggrünen Norden, zum Beispiel in Norwegen zu sein. Ob Stafilos, Agnonda, Limnonari oder die Panormos-Beach mit ihren Felseninselchen im Meer, hier herrscht sanfter Tourismus – Ruhe, Besinnlichkeit und der Zauber der Natur.

Alonissos… – die Geheimnissvolle

Insel Alonissos: Blick auf weitere Inseln - Sporaden Inselhüpfen, Griechenland

Blick von der Insel Alonissos auf die umliegenden Inseln

„Nissos“ ist Griechisch und heißt die „Schwimmende“. Die kurze Überfahrt zur Insel Alonissos („Flying Dolphin“ schafft es in 10 Minuten.) sollte man sich nicht entgehen lassen. Das große Fährschiff trödelt an den schroffen Felswänden von Skopelos und zwischen den Steilriffs Agios Georgios und Mikro entlang, bevor es die zerklüfteten Hafenbuchten mit ihren jadegrünen Wassertiefen dieser abgedrifteten Insel erreicht.

Hier gibt es Robinson-Inselchen wie Sand am Meer, die nur noch von den Fischern angefahren werden. Wir sind schon allein mit Alonissos zufrieden und ergeben uns vor unserer Abfahrt dem hier üblichen Frage-Antwort-Spiel: Wer ist die Schönste im ganzen (Sporaden-)land? Alonissos natürlich!

Die Abendfähre bringt die Ausflügler zur benachbarten Konkurrenz zurück, während die Sonne das Südkap der Insel mit dem Adlernest der Chora im rosa Schleier versinken läßt. Ungeachtet der bezaubernden Schönheit der Insel Skopelos haben sie kaum etwas dagegen einzuwenden.

Skyros… die Klassische

Das weiße Inselhauptstädtchen Skyros auf dem Berg - Sporadeninseln

Inselstädtchen Skyros

Wer von all den vielen Inseln noch nicht genug hat, kann einen Abstecher nach Skyros unternehmen, das sich irgendwie ganz anders als seine „Schwestern“ präsentiert. Die sogenannte „Verirrte Kyklade“ liegt weitab im offenen Meer, zwei Stunden von der Küste Euböas entfernt. Allein schon ihr folkloristisches Inselstädtchen ist eine Reise wert!

Wer sie erreichen will, sollte das am besten per „Flying Dolphin“ tun und mindestens zwei Tage einplanen. Wer vom Festland kommt, kann die Fähre ab Kymi-Hafen nehmen, die einmal täglich verkehrt. Schon kurz nach der Abfahrt ist die Insel Skyros im fernen blauen Dunst sichtbar.

Fährschiff nach Skyros - Hafeneinfahrt mit Blick auf die Insel

Hafeneinfahrt auf der Insel Skyros

Klar zu unterscheiden sind ihre linke, grüne, pinienbewaldete und die rechte, höhere, karge Hälfte. In dem trockenen Süden des Eilands leben die ca. 100 wilden Ponys, die man mit etwas Glück an einer Wasserstelle antreffen kann. Am nördlichen Zipfel haben sich hingegen ein paar NATO-Einheiten niedergelassen.

 

Vorschau: Der zweite Beitrag der Sporadenfolge führt auf die Insel Skiathos mit ihrer schönen Inselmetropole und der alten Chora. Dabei besuchen wir das Geburtshaus von Alexandros Papadiamantis und widmen uns auch der griechischen Literatur.

 

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Als Buchautorin und Journalistin arbeitet Gabriele Walter mit dem Künstler und Grafiker Kurt Ries zusammen. In ihrem Reise- und Relaxblog helfen sie den Lesern, im Sinne der Selbstfürsorge und Prävention Stressverhalten zu korrigieren und sich Energie, Lebensfreude und mentale Kraft zuzuführen. Dabei fördern sie auch Kunst und Muse.