Zu den bedeutendsten Goethe-Vertonungen Ludwig van Beethovens gehört Mephistos berühmtes Flohlied op. 75 Nr. 3 aus dem Faust. Für Singstimme und Klavier im Jahre 1809 verfasst, war Goethe davon zwar sehr beeindruckt, zeigte jedoch ein eher reserviertes Interesse für den Komponisten. Zu unterschiedlich waren beide Charaktere. Hinzu kamen Goethes generelle Bedenken gegen die Vertonung seiner Texte, sind doch seine Verse allein schon Musik. Beethoven beschäftigte sich dagegen schon in jungen Jahren in Bonn intensiv und schöpferisch mit Goethes Werk. Den Beitrag haben wir mit erlesenen Kunstbildern aus den Enter into Art-Ausstellungen illustriert.
Hommage an Ludwig van Beethoven und Johann Wolfgang Goethe
- Beitragsreihe: Ludwig van Beethoven und Johann Wolfgang Goethe
- Info über die internationale Ausstellung im „Kunstretreat“ in Königswinter bei Bonn
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Flohlied des Mephisto – aus Goethes Faust
Johann Wolfgang Goethe (1749-1832)
Es war einmal ein König,
Der hatt‘ einen großen Floh,
Den liebt‘ er gar nicht wenig,
Als wie seinen eignen Sohn.
Da rief er seinen Schneider,
Der Schneider kam heran:
Da, miß dem Junker Kleider
Und miß ihm Hosen an!
In Sammet und in Seide
War er nun angetan,
Hatte Bänder auf dem Kleide,
Hatt‘ auch ein Kreuz daran
Und war sogleich Minister
Und hatt‘ einen großen Stern.
Da wurden seine Geschwister
Bei Hof auch große Herrn.
Und Herrn und Fraun am Hofe,
Die waren sehr geplagt,
Die Königin und die Zofe
Gestochen und genagt,
Und durften sie nicht knicken
Und weg sie jucken nicht.
Wir knicken und ersticken doch,
Doch gleich, wenn einer sticht.
Im Auerbachskeller zu Leipzig spielt jene berühmte Szene mit den nicht belehrbaren Trunkenbolden Frosch, Brander, Siebel und Altmayer sowie Mephisto und Faust. Mephisto, der Faust von seinem Ziel „die Menschen zu bekehren und zu verbessern“ abbringen möchte, wird durch die Kommentare der Saufkumpanen immer wieder unterbrochen. Als Schauspielmusik konzipiert, endet das Lied mit dem Chor der Zecher. Angewidert vom Dilemma der Menschheit, scheint Faust im Auerbachs Keller ziemlich sprachlos zu resignieren: „Ich hätte Lust nun abzufahren.“ hört man ihn sagen.
Nicht weit entfernt auf dem Naschmarkt steht heute das Denkmal, welches Goethe als Studenten zeigt: Der junge Dichter blickt in Richtung Universität, lenkt seine Schritte jedoch zum Auberbachs Keller hin. Von jeher war Goethe nun mal mehr den Künsten als den trockenen Jurawissenschaften zugeneigt. Als Staatsdiener hatte er in den ersten elf Jahren am Hofe zu Weimar kaum etwas veröffentlicht. Den gesellschaftlichen Zwängen entfloh er schließlich nach Italien, wurde dort vom Dichter auch zum Maler.
Auch wenn Goethe laut Beethoven die Hofluft vielleicht mehr behagte, als es einem Dichter ziemt, zeugt das Flohlied von anderer Natur. Bereits im Faustfragment von 1790 war es enthalten. Bei einem Ferienaufenthalt in den böhmischen Bädern waren sich die beiden unterschiedlichen Charaktere mehrmals begegnet. Goethe schrieb dann seiner Frau Christiane: „Ich begreife recht gut, wie er gegen die Welt wunderbar stehen muss.“ Kaum kann man es besser ausdrücken! Seine Vertonung des Flohlieds widmete Beethoven seiner Geldgeberin Fürstin Caroline Kinsky. Wer macht das schon zum Spaß? Sicher hätte Beethoven ebenso wie Goethe lieber ein hohes Gehalt bezogen, um auf eigenen Beinen zu stehen.
Wegen der einleitenden Worte „Es war einmal…“ denkt man zunächst an ein Märchen. Keinesweg abwegig, wenn es um Politik geht! Es handelt sich jedoch um eine sog. Periphrase, welche allzu leicht zum Herrscher aufgestiegene Personen mit einem Floh vergleicht. Von höfischer Vetternwirtschaft und geplagten Staatsmännern ist die Rede. Minister wird man mithilfe des „Schneiders“ und nicht durch Sachverstand und Verdienste. Bekanntlicherweise war Goethe dann selbst Kulturminister in Weimar gewesen, hatte aber vorbildlicht vor Augen geführt, dass es auch anders geht.
Kunstgalerie
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