Vergleichbar mit Claude Monets berühmten Kunstbildern, der die Kathedrale von Rouen unter stets wechselnden Lichtverhältnissen malte, skizzierte Turner in den folgenden 25 Jahren nach seiner ersten Rheinreise noch oft den Blick vom Landungssteg in Koblenz zur Festung Ehrenbreitstein und die Moselbrücke mit dem Festungsberg im Hintergrund. Unter Betonung des Atmosphärisch-Stimmungsvollen setzte er seine Bleistiftskizzen dann in einzigartige Gemälde um.
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Online-Kunstevent „Turner und die Rheinromantik“:
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Burgen, Burgen, Burgen
Kurz hinter Bad Breisig malte Turner die Burg Rheineck und die Burgruine Hammerstein und ein paar Stadtansichten von Andernach. Abgesehen von Köln zeigte er sich ansonsten an innerstädtischen Motiven kaum interessiert, obwohl er nach längerer Wanderung ein bis zwei Tage in einer größeren Stadt verweilte.
In Koblenz malte er allein den Festungsberg und die Moselbrücke. Insgesamt war er nur 12 Tage am Rhein unterwegs. Die Burgen stellen in seinen Bildern einen ruhenden Pol dar, zwar sind sie ein Brennpunkt, doch ist es das Bild als Ganzes, welches das Auge und die Fantasie des Betrachters gefangen hält.
An der Mündung der Lahn bei Koblenz überquerte Turner den Rhein mit einer Fähre. Ebenso widmete er der Marksburg und den „Feindlichen Brüdern“ (Burg Sterrenberg und Burg Liebenstein) sowie Boppard seine Aufmerksamkeit.
Die Moselbrücke im Abendlicht
In den vierziger Jahren nutzte er die beiden Koblenz-Motive für seine Aquarelle, um immer wieder mit dem Licht und der Farbe zu experimentieren. Die Farbe wird zum Hauptgegenstand des Bildes, sie ist gleichermaßen bedeutsam wie Licht und Schatten, weshalb jene Tageszeiten gewählt wurden, in denen sie am reizvollsten ist.
So malte er die Moselbrücke und den Festungsberg im Licht des Sonnenuntergangs oder der Abenddämmerung mit aufsteigendem Mond – mit wehmütiger Zartheit oder etwas gedämpft in einer Art von Mollton. Die fruchtbare Wechselwirkung zwischen Öl- und Aquarelltechnik führte dabei das Malen mit Wasserfarben zu einer bis dahin unerreichten Höhe.
Den Standort für die Brücken-Studie wählte der Maler auf dem linken Moselufer, sodass die alte Moselbrücke mit ihren vierzehn Bögen voll und ganz ins Bild passt. Dabei dominiert bei William Turner mehr oder weniger stets ein lichtes Cadmiumgelb. In einem seiner Brückenbilder beschreibt die Bugwelle eines im Schatten liegenden Schiffes mit dem Bogen der Uferlinie ein Oval, in welchem sich das Licht der abendlichen Sonne widerspiegelt.
Die Festung verschmilzt mit dem Berg
Ehrenbreitstein stellt sich in Turners Werken nicht mehr als ein militärisches Bauwerk, sondern als ein Werk der Natur dar. 1835 wurde in der Londoner Akademie sein Bild „The Bright Stone of Honour and Tomb of Marceau, from Byron’s Childe Harold“ ausgestellt, welches die Festung im gelbrötlichen Licht der Abendstimmung zeigt. Gelb war Turners bevorzugte Farbe. In diesem Ehrenbreitstein-Bild gibt er keine abgenutzte rheinische Idylle wieder, sondern er sucht die künstlerische Interpretation der Byronschen Verse im Stil einer heroischen Landschaft.
Turner poetisiert die Landschaft und macht sie zum Sinnbild seines Gemäldes, welches mit einer bewundernswerten tonalen Harmonie und Ausdruckskraft der Farben überzeugt. Kein anderes rheinisches Motiv Turners hat einen solch klassischen Unterton. Die damalige Kunstkritik vergleicht seinen Berg mit Gold, Mahagoni, Samt oder kostbarem Porzellan.
Als Symbol des Leben spendenden Wassers steht der Brunnen in der linken Hälfte des Bildes im Gegensatz zur Grabpyramide als Todessymbol. Turner war jeglicher Chauvinismus abhold. Auch in seinem berühmten Bild „The Fields of Waterloo“ galt seine Aufmerksamkeit den Opfern. Auf dem nächtlichen Schlachtfeld liegen die Gefallenen dicht beieinander, ein gemeinsames Schicksal hat den Unterschied zwischen Freund und Feind verwischt.
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