Wir haben Apollinaires „Calligrammes“ aufgegriffen, weitere seiner Gedichte in bildliche Darstellungen eingebaut und sie auf diese Weise in unser erstes Kunstretreat-Event integriert. Auch in unseren zukünftigen Lifestyle-Events möchten wir seiner Gedankenwelt in dieser Weise huldigen und unsere Ausstellungen mit verschiedenen Hommagen verbinden. Deshalb bilden Apollinaires Kunstansichten die Grundlage unseres Ausstellungs- und PR-Konzepts.
Beitragsfolge: Kunstretreat-Konzept
- Kunstretreat-Konzept: Hommage à Guillaume Apollinaire (1)
- Kunstretreat-Konzept: Der Rhein und die Lyrik (2)
- Kunstretreat-Konzept: Ästhetische Betrachtungen (3)
- Kunstretreat-Konzept: Symbiose aus Bild und Lyrik (4)
Ausstellung „Hommage à Guillaume Apollinaire“ im „Kunstretreat“ 2016/17:
Die Figurengedichte Apollinaires
Animiert von Goethes Worten „Gedichte sind gemalte Fensterscheiben“, möchten wir uns vor allem von Apollinaires Kalligrammen inspirieren lassen, welche in genialer Weise die Lyrik mit der Malerei verbinden. Seine „Calligrammes“ veröffentlichte der französische Schriftsteller kurz vor seinem Tod im Jahre 1918.
In diese fließen Figurengedichte mit ein, welche durch die bildhafte Formung des Textkörpers aus einer zusätzlichen optischen Bedeutungsebene bestehen. Ihre unmittelbaren Vorläufer waren die altgriechischen Technopaignia, aber auch die Gittergedichte aus Ägypten. Auch in Pompeji wurden Zauberformeln oder Inschriften in kunstvoller Form gezeichnet. Ihre größte Blütezeit erlebten die Figurengedichte in der manieristischen Lyrik des Barocks.
Durch die Befreiung der Worte und die Hinwendung zur bildlichen Umsetzung stellte Guillaume Apollinaire auch die neue Bewusstseins- und Realitätserweiterung dar. Zeitlich alles umfassend, konnte er darin die Bewegung und Geschwindigkeit der neuen Epoche einfangen.
In einer gewissen Zeitlosigkeit brachte er Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wie ein Schweben im Raum auf den Punkt. Zum Beispiel spiegelt sich in dem Gedicht „Il pleut“ auch seine persönliche innere Landschaft wider. Dabei orientierte er sich an dem asiatischen Modell der Schriftzeichen, in dem wir einen weiteren Bogenschlag zur Haiku-Lyrik entdecken konnten.
Ein französischer Rainer Maria Rilke?
Was für die Deutschen Rainer Maria Rilke ist, verkörpert in sprachlicher Brillanz, Gewandt- und Trendigkeit Apollinaire für die Franzosen. Das Gedicht „Les fenêtres“ schrieb Apollinaire im Jahre 1913 für eine Ausstellung in Berlin. Darin wird ein „gigantischer Wundfiebertraum“ telefonisch weitergegeben, der „die Augen tränen lässt“. Das Fenster öffnet sich als „Orange und als schöne Frucht des Lichts“.
In seiner „Rheinischen Nacht“ bebt „flammengleich im Glas der Wein.“. In „Nach Süden“ ruft „die Kröte mit azurnen zarten Schrei“ und „Herzen hängen am Granatfruchtbaum“, wobei die Anklage des Krieges und der Hass auf den Feind so gut wie abwesend sind.
Die Blüten der Herbstzeitlosen „winken wie Wimpern im Winde“. Apollinaire vergleicht die Blumen mit den Augen der Geliebten, aus denen „das Leben Gift trinkt“. Und auch die „Loreley“ wird bei dem von Liebesschmerz geplagten Dichter zu „blondem Gift“.
In dem Gedicht „Mondschein“ stellt er dagegen einen Bezug vom Sternenhimmel zur Honigwabe her, wobei sich Dorf und Feld am „honigmilden Mondschein“ satt trinken und die Sterne den Bienen gleichen. Und im Gedicht „Unterm Pont Mirabeau“ stellt er die Frage, ob denn immer der Schmerz vor der Freude stehen muss.
Wegbereiter der Moderne
Als die Zeitschrift „Das Gedicht“ im Jahre 1999 die 100 bedeutendsten internationalen Dichter kürte, landete Guillaume Apollinaire auf dem zweiten Platz. Apollinaire wurde zum Wegbereiter der Avantgarde schlechthin. Nicht nur als Kunstkritiker, sondern auch als Poet hat er Begriffe, wie Surrealismus und Orphismus, geprägt. Auch die Surrealisten benutzten Rausch- und Traumerlebnisse als Inspirationsquelle.
Als Guillaume Apollinaire im Alter von nur 38 Jahren starb, war sein Werk nur einem kleinen Kreis persönlicher Kunstfreunde bekannt, die offizielle Literaturkritik hatte ihn noch gar nicht entdeckt.
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