Wenn man das Paradies auf Erden erleben möchte, reist man in der farbenfreudigen Herbstzeit am besten an die Mosel. Die weinselige Landschaft ist dort dann rundum von jenen safran- und elfenbeinfarbenen Goldtönen geschwängert, wie sie William Turner in seinen Moselbildern einsetzte. Eines seiner Lieblingsmotive auf seinen Deutschlandreisen war Cochem. In einer dreiteiligen Betragsfolge werden wir unsere landschaftstherapeutische Moselreihe vertiefen und auf den Spuren Turners wandeln.
Mosel-Folge-Beiträge:
- Der landschaftstherapeutische Kurgarten in Bad Bertrich (1)
- Ritterromantik und Schiefer am Gaumen schmecken (2)
- Rebblüte in der Moselschleife (3)
- Weinseliges Retreat im Hunsrück (4)
- Der Rebsaft im Glas spiegelt die Arbeit der Winzer (5)
- Beilstein – ein mittelalterlicher Diamant in der Sonne (6)
- William Turner und Cochem an der Mosel (7)
- Auf Turners Spuren flussaufwärts (8)
- Mit Schöngeist, Kunst und Natur entspannen (9)
William Turners Burg im Nebel
Wenn man auf den Spuren William Turners reist und passende Fotos mit nach Hause bringen will, spielen Tageszeit und Wetter eine ganz besonders wichtige Rolle. Wir hatten wieder einmal Glück gehabt! Das herbstliche Moseltal präsentierte sich uns nicht nur bei herrlichstem blauen Himmel, sondern – am Vormittag – auch in einem grandiosen nebligen Turner-Licht.
Da für Turner die Farbe der Hauptgegenstand seiner Malerei war, wählte er oft jene Tageszeiten, in der sie am reizvollsten zur Geltung kommt. Zum Beispiel war Turner angetan von der traurigen Zartheit des Nebels, aus dem gerade die Burg Cochem hervortritt, oder auch von poetischen Dämmerstimmungen – eher in Molltonart und etwas gedämpft mit wenigen Lichtflecken.
Mit Deck- und Wasserfarbe im Miniformat
Egal von welcher Seite man Cochem im weinseligen Herbst auch betrachtet, es ist der ideale Ort um in Turners künstlerische Gedankenwelt einzutauchen und den Alltag zu vergessen.
Mit Deck- und Wasserfarbe malte Turner 1839 das Enderttor und die „Alte Thorschenke“ in Cochem. Im Miniformat 19 x 14 cm! Im selben Format und mit gleicher Technik malte er auch die Martinskirche, wobei er die Perspektive von einer dem Burgberg gegenüber liegenden Anhöhe wählte und seiner Fantasie freien Raum ließ. In diesem Miniformat entstand ein Dutzend von Bildern auf blauem Papier.
Originale Turner-Bilder in Hülle und Fülle kann man (neben der Londoner Tate-Galerie) in der „Turner Contemporary“ Galerie im brittischen Margate betrachten. Derzeit werden dort 100 Meisterwerke des Künstlers zum Thema „Farbe und Licht“ präsentiert. Aber auch in der Bonner Kunsthalle läuft gerade eine Ausstellung über den Rhein, in welcher der englische Romantiker William Turner vertreten ist.
Cochems Torschenke am Endertbach
Lange Rede, kurzer Sinn: So wie Turners Bilder von der atmospherischen Stimmung leben, möchten wir in unserer dreitteiligen Moselreihe vor allem die Fotos bzw. die Landschaft an der Mosel sprechen lassen.
In Turners Bild trägt das Enderttor (siehe oben) an der Torschenke am Endertbach ein menschliches Gesicht, was das kleine Kunstwerk ganz besonders reizvoll macht. Und wahrscheinlich war der Künstler hier eingekehrt, ja hatte hier sogar loggiert.
Spaziert man dann bei Kuchen- und Kaffeeduft durch die Hauptgasse der Cochemer Alststadt, gelangt man zu dem hochaufragenden Turm der Martinskirche.
Die Höhe des Kirchturms unterstreicht Turner in seinem Kunstwerk durch den in fast gleicher Höhe dahinter projektierten, gelbstrahlenden Burgberg und zwei winzige Personen in der Gasse.
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