Wien lässt sich nicht nur genießen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes sogar vernaschen. Neben der Wiener Klassik, der Walzermusik und dem Jugendstil wurde 1897 Gustav Klimts Wiener Secession geboren. Sie galt als Forum der internationalen Avantgarde und bietet noch heute für Kunstfreunde wahre Freuden. In der Nähe des ehernen Kunsttempels befindet sich der Wiener Naschmarkt. Auch der Weihnachtsmarkt breitet sich dort mit ganz besonderen Überraschungen aus.
Am Wiener Naschmarkt
So wie sich bei dem berühmten Wiener Komponisten Johann Strauss alles um den Walzer und die schöne blaue Donau dreht, dreht es sich bei den Wiener Stadtplanern um das ins strenge Kanalkorsett gezwungene Flüsschen Wien, das die Karlskirche mit dem Naschmarkt verbindet.
Dazwischen leuchtet golden die Kuppel der „Secession“. Mit der Regulierung des Wienflusses und der Neugestaltung des Karlsplatzes stand auch die Errichtung des Secessionsgebäudes in Zusammenhang. Mit ihrem Blattwerk aus vergoldeter Bronze nimmt die Secessionskuppel formalen Bezug auf die Karlskirche.
Im Volksmund nennt man sie Krauthappel bzw. Kohlkopf, was vielleicht auch mit dem Naschmarkt zusammenhängt, der sich ganz in der Nähe mit 170 Marktständen ausbreitet. Am Marktzugang findet man vor allem Fischläden und asiatische Geschäfte. Um 1786 war das ein Bauernmarkt, auf dem Milchprodukte verkauft wurden. Der Wienfluss war noch nicht reguliert oder gar eingewölbt.
Heute kann man sich auf dem Wiener Naschmarkt vornehmlich mit Leckereien aus den Balkanländern und „Persien“ den Gaumen verwöhnen. Zwischen der linken und der rechten Wienzeile duftet es nicht nur nach Kaffee, Kuchen und Sahne, sondern auch nach exotischen Früchten, orientalischen Gewürzen, Kebab, Fladenbrot, Käse und Knoblauch.
Pink Christmas: Aber bitte mit Sahne…
Mit weiteren 70 Hütten schließt sich der Wiener Weihnachtsmarkt an den Naschmarkt an. Dabei hält er alljährlich ganz besondere Überraschungen bereit. Im Jahr 2015 stand er unter dem Motto „Pink loves“ ganz im Zeichen der Farbe Pink, die sich im weihnachtlichen Glitzerlook von 16 bis 22 Uhr über den Markt ausbreitete. Aber auch Akzeptanz, Miteinander und Offenheit standen im Mittelpunkt der Veranstaltungen, die von lässiger Bandmusik begleitet wurden.
Neben Sahnetörtchen und Naschmarktköstlichkeiten lässt sich auf einem walzerbeschwingten Spaziergang durch Wien auch Kunst vernaschen. Wiens Innenstadt gleicht einer Galerie des Jugendstils. Das genussvolle Betrachten der Wienzeilenhäuser von Otto Wagner sollte man sich nicht entgehen lassen.
Der Stadtarchitekt wollte einst die Wienzeile zwischen dem Karlsplatz und Schönbrunn zu einem Prachtboulevard umgestalten, was aber leider nur Stückwerk blieb. Zwischen der Karlskirche und dem Seccessionsgebäude war eine Allee geplant.
Ganz besonders schön ist das Majolikahaus in der linken Wienzeile 40 mit seinen floralen Glasurfliesen. Die Ornamentik breitet sich über die gesamte Fassade des Hauses aus. Auch die Nr. 38 glänzt mit goldenen Verzierungen.
Galerie des Jugendstils
Den 3/4- oder 6/8- Takt im Ohr wandelt man weiter durch die Schleifmühlgasse ins Freihausviertel. Wiens „Kreativszene“ ist mit vielen Galerien und Designerboutiquen ausgeschmückt. Die Wiener Variante des Jugendstils wird auch als Secessionsstil bezeichnet. Unterhalb der goldenen Kuppel des berühmten Kunsttempels prangt in goldenen Lettern der Wahlspruch der Secession von Ludwig Hevesi „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“.
Der zweite Wahlspruch neben der Eingangstür drückt die Hoffnung auf eine neue Kunstblüte aus: Ver sacrum (Heiliger Frühling). Dem Bestreben einer künstlerischen Erneuerung und Öffnung folgend, wollte die Secession u. a. einen Einblick in die moderne Kunst des Auslandes bieten.
Fortsetzung: Im nächsten Beitrag unserer dreiteiligen Wien-Folge erfahren Sie mehr über die Kunst und die Epoche der Wiener Secession!
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