Schon bei der Ankunft ist klar: Die nach dem schweren Erdbeben von 1965 erbaute Inselhauptstadt Patitiri bietet nicht den Charme, den Skiathos oder gar Skopelos ausstrahlen, obwohl die Hafeneinfahrt noch schöner als die auf Skopelos brilliert. Jedoch steigt man ganz automatisch in den dort wartenden Bus, um sich hinauf in die alte Chora kutschieren zu lassen.
Sporaden-Folge-Beiträge: Rhapsodie in Blau
Die alte Chora auf dem Berg
Weder Kirchen, Gassen noch sonstige architektonische Aura besitzt das Inselhauptstädtchen Patitiri. Aber die 3 km lange Strecke hinauf auf den Berg bietet genügend Zeit, um postum von dem trunkenen Zauber der Insellandschaft überwältigt zu werden.
Der Bus kämpft sich durch die Serpentinen. Rundherum Sommervillen, Weinberge, Olivenhaine. Steil unten leuchten einsame Meereskliffs und Strände, von geradezu magischer Anziehungskraft.
Oben in 200 m Höhe – wie ein Adlernest – die alte Chora, die einst von ihren Bewohnern nach einem Erdbeben verlassen wurde. Ausländer haben sie wiederentdeckt, die verfallenen Gebäude erworben und Aufbauarbeit von Pionieren geleistet. Viele Weinbauern leben auf der Insel, „Patitirion“ heißt soviel wie „Weinpresse“.
Verwunschene Fassaden, Palmengärten und Terrassen
Die meisten der romantischen Häuschen sind geschmackvoll renoviert, die Stufen der Gassen überwuchert von leuchtenden Bougainvillea, Rosen und Orleander. Verwunschene Fassaden und Fensteranstriche, Palmengärten und Terrassen, Schilfveranden, die vielen schlummernden Miezekatzen und das berauschende Blau der salzüppigen Aura krönen diesen Ort allem Widerspruch zum Trotz zu dem schönsten der Sporaden-Inseln.
Die kleine byzantinische Christuskirche mit ihrer Schieferkuppel, die Festungsreste und die Athanasioskirche verleihen dem Sinnestaumel gar noch ehrwürdigen Charakter. Einige urige Tavernen, Tante-Emma-Läden und hübsche Boutiquen werden den touristischen Bedürfnissen gerecht.
Eine englische Aussteigerin verkauft ihre kritisch-realistischen Aquarelle auf dem Ortsplateau, und die blonde Boutique-Besitzerin verrät uns, dass die zahlreichen Erderschütterungen dieser Zone sie seit vielen Jahren selbst im klammkalten Winter nicht davon abbringen, dem holden Fleckchen Erde die Treue zu halten. Wir wandeln die Gassen rauf und runter, hinter den Mauern spricht man Englisch, Französisch, Niederländisch, Deutsch und zuweilen auch mal Griechisch.
Von Patitiri nach Geraka
Motorisiert erkunden wir die übrigen Reize der geheimnisvollen „Schwimmenden“, also ca. 90% geographische Fläche der Insel. An den oberen Hängen der Bergrücken entlang verläuft eine relativ ebene Piste bis zum 12 km entfernten Gerakas am gleichnamigen nördlichen Kap. Bis zur Mitte des Eilands unterhalb des kegelförmigen Geladaris ist sie asphaltiert. Auch Wassertaxis und Fischerboote bedienen die neugierigen Touris.
Wir brummen vorbei an Votsi mit seinen Sommerhäusern und Badebuchten – einem Vorort von Patitiri – hinauf in die grüne Pracht der Pinienwälder. Mit einem Blick auf die sagenumwobene Kokinokastro-Bucht tuckert man durch ihren aromatischen Duft, der uns bis nach Steni Vala – einer kleinen Fischersiedlung gegenüber der Insel Peristera – begleitet.
Ein Schotterweg mit herrlichem Panorama windet sich hinab. Verträumte Badestrände umgeben den Ort. Mit dem Schnorchel in die märchenhafte Unterwasserwelt eingetaucht, kann man hier von Bucht zu Bucht pilgern und sich der herrlichen Naturschönheit und Stille der Insel ergeben. Ein paar „Rent a Room“ findet man auch in den kleineren Siedlungen. Ratsam ist die Suche nach Quartier direkt vor Ort.
Vorschau: Im folgenden Beitrag über die nördlichen Sporadeninseln widmen wir uns den kleinen, unbewohnten Eilands, die in der Regel nur von Fischern und Abenteurern von Alonissos aus angesteuert werden.
.