Beilstein an der Mosel ist wegen seiner bezaubernden Zwergenhaftigkeit ein Mekka für Künstler, Romantiker und Weingenießer. 108 Stufen steigt man zur barocken Hallenkirche der einst unbeschuhten Karmeliter hinauf, wobei nicht allein der steile Anstieg die Schritte verlangsamt.
Mosel-Folge-Beiträge:
- 1/ Mosel: Der landschaftstherapeutische Kurgarten in Bad Bertrich
- 2/ Mosel: Ritterromantik und Schiefer am Gaumen schmecken
- 3/ Mosel: Rebblüte in der Moselschleife
- 4/ Mosel: Weinseliges Retreat im Hunsrück
- 5/ Mosel: Der Rebsaft im Glas spiegelt die Arbeit der Winzer
Im wonnigen Abendlicht
Wie im Märchen werfen die letzten Strahlen der Sonne das Spiegelbild der bizarren Klosterruine Stuben auf den Moselfluss. bis die steilen Rebhänge sie ins Dämmerlicht tauchen. Landschaftstherapie regt dazu an, auch die feineren und unbedeutsameren Landschaftselemente zu beachten.
Die Ruine mit ihren schlanken Gotikfenstern am gegenüberliegenden Moselufer wirkt in der schillernden Sonne wie eine Fata Morgana esoterischer Kontemplation. Ein Katzensprung ist es bis Beilstein, das aufgrund seiner Lage etwa eine Stunde länger vom Sonnenlicht erwärmt wird.
Vielleicht ist dieses Moseljuwel gerade deshalb so anmutig und harmonisch wie ein guter alter Wein gewachsen. Auch am späten Abend kann man hier noch im freudespendenden Licht der Sonne klönen, flanieren und die Schönheit des Ortes genießen. Golden strahlt der Sonnenball von den Höhen des anderen Moselufers in den Talkessel mit dem bezaubernden Marktplatz hinein.
Er wärmt die steilen Rebenhänge unterhalb der gleichnamigen Reichsfeste. Der Platz mit seinen barocken Portalen wurde buchstäblich aus dem steilen Burgfelsen herausgebrochen.
Entspannung durch Sinnesfreude
Bei der Landschaftstherapie kommt es auf die Sinneseindrücke an, wobei Symbole und Assoziationen eine große Rolle spielen. Von oben blickt man auf das verwinkelte Gassengewirr mit seinem bunten Fachwerk: Tore, bogengeschmückte Durchlässe und Laubengänge und der Duft aus den kühlen Weinkellern laden dazu ein, die Zeit stillstehen zu lassen, in den mittelalterlichen Gemäuern haltzumachen und dem weinseligen Frieden zu lauschen – bis der goldene Mond hinter den Rebfelsen hervorkriecht.
Landschaftstherapie ist die Kunst des Freuens! Sie fördert kreatives Denken und widersteht den „berühmten“ drei Worten: „Das geht nicht…“ – denn es geht ja doch! Johann Gottfried Seume pilgerte im Jahre 1802 nach Syrakus und meinte, es würde mehr gehen, wenn wir mehr gingen.
Bleiben Sie nicht nur im Auto oder im Weinlokal sitzen, gehen Sie auf Weinpfaden und an der Mosel spazieren und sinnieren Sie über das Wachstum der Reben und die Natur. Ähnlich wie Yoga oder eine andere Entspannungsmethode wird es Ihnen gut tun – zumal Sie sich bewegen! Machen Sie sich dies bewusst und die Tatsache, wie schön das Leben sein kann.
Den Winzern zum Beispiel geht es anders: Legendär und sagenhaft wie das mittelalterliche Moselstädtchen Beilstein ist nämlich auch der Wein an seinen steilen Burghängen. Wenn draußen im Weinberg die Reben blühen, tut sich einiges auf den Weingütern, denn nicht nur die Winzer selbst, sondern auch ihr Wein im Fass wird „unruhig“. Wenn das Klima draußen wärmer wird, dann erwärmen sich langsam die Weinkeller, was sich natürlich auch auf den Wein auswirkt.
Auch der Wein will nach draußen
Das Bukett des Weines wird dann vorübergehend verdeckt und der Wein moussiert, d.h. er entwickelt Kohlensäure. Laut einer Legende will der Wein in dieser Zeit wieder nach draußen und die Sonne sehen. Trotz dieser etwas esoterisch angehauchten Überlieferung wird auch heute während der Weinblüte an der Mosel grundsätzlich kein Wein abgefüllt. Es heißt, wenn der Wein draußen in Blüte steht, schmeckt der Wein vom Vorjahr im Fasskeller nicht!
Auf Dauer ist es gewiss nicht der Wein, sondern die achtsame Beobachtung der Natur, die von Kummer und Sorgen befreit, Abstand und Loslassen bewirkt. Schließlich und endlich werden Sie auf Ihrer Moselreise nicht nur den Wein, sondern auch die Menschen und sich selbst besser verstehen.
Die Landschaftstherapeuten in Bad Bertrich würden Sie anleitend fragen: „Was möchten Sie ändern, was ist Ihr Ziel?“ und Ihnen raten, zunächst selbstkritisch, aber produktiv ihre momentane Situation zu betrachten, abzuschalten und erst dann in die Suche nach Ideen einzusteigen. Nehmen Sie sich Zeit dazu und ein Beispiel an der Natur!
Ende der Fortsetzung!
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