Die weinselige Moselreise führt uns weiter zur “Schwarzen Katz” im Weinstädtchen Zell. Es ist ein Trugschluss, dass die Weinstöcke in der Mittagshitze am stärksten duften. Aber wenn die Rebstöcke in voller Blüte stehen, duftet bei Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad der ganze Weinberg!
Mosel-Folge-Beiträge:
- 1/ Mosel: Der landschaftstherapeutische Kurgarten in Bad Bertrich
- 2/ Mosel: Ritterromantik und Schiefer am Gaumen schmecken
- 4/ Mosel: Weinseliges Retreat im Hunsrück
- 5/ Mosel: Der Rebsaft im Glas spiegelt die Arbeit der Winzer
- 6/ Mosel: Beilstein – ein mittelalterlicher Diamant in der Sonne
Ein Duft von Lindenblüten
Und wonach? Der Duft ist vergleichbar mit Reseda oder Lindenblüten. Die Lindenbäume blühen übrigens oft zu derselben Zeit. Jedenfalls an der Mosel! In südlichen Regionen sind es hingegen die Granatapfelbäume, wie das Hohelied der Bibel erzählt. Übrigens spricht man darin nicht von Hexen, sondern von kleinen Füchsen, die die Weinberge verderben.
Eine Traube blüht genau 24 Stunden. Die Blütenkappe wird morgens bei Sonnenaufgang abgeworfen, dann zeigen sich die Pollen. Weil die Rebe eine Zwitterpflanze ist, braucht sie im Grunde nur etwas Wind, um befruchtet zu werden.
Den Duft eines Weinbergs zu erspüren, gelingt sicher am besten bei einer Wanderung – wie etwa vom Weinort Reil zur Marienburg und nach Alf. Vom Bergrestaurant aus genießt man einen unvergleichlichen Blick auf die Moselschleife. An den steilen Schieferhängen unterhalb der Burg reifen edle Weine. Wer meint, zur Weinblüte ein spektakuläres Blütenmeer an der Mosel vorzufinden, wird jedoch enttäuscht sein. Während die Rebhänge im saftigen Grün stehen, sind die Weinblüten eher unscheinbar.
Köstliche Bowle aus Weinblüten
Und ein Blumenstrauß aus Rebblüten ist nicht nur unüblich, sondern schadet der Ernte. Allenfalls empfiehlt man eine köstliche Weinblüten-Bowle. Dazu lässt man die blühenden Trauben etwa 48 Stunden in Wein ziehen und siebt ihn dann ab. Mit Sekt, Mineralwasser und etwas Zucker schmeckt man den würzig-duftigen Blütentrunk ab.
Während man in der Weinblüten-Bowle den Duft der Blüten schmecken kann, hat dagegen das überwältigende Bukett des Rieslings, das an Pfirsiche erinnert – außer vielleicht im imaginären Sinne – reinweg gar nichts mit dem Blütenduft zu tun.
Die Hänge sind oft mit 45 Grad Gefälle hin zur Sonne ausgerichtet. Am besten funktioniert eine Duftmeditation mit Weinblüten, wenn dazu noch eine hohe Stützmauer hinter der Rebe die Wärme zurückstrahlt. Bei den unteren Reben auf dem Vorland der Mosel hingegen, auf dem sie auf nassen, schweren Lehm- und Sandböden wachsen, kann sich die Blüte um zwei bis vier Tage verzögern.
Von den klimatischen Bedingungen kann man auch als Wanderer profitieren. Die Weinberge sind regelrechte Energiespender für den Körper. Die Sonnenwärme und das Blau des Himmels wirken sich nicht nur positiv auf das Gemüt, sondern auch stärkend zum Beispiel bei Herzkrankheiten aus.
Klösterliche und adlige Weinhöfe
Die ehemalige Klosteranlage auf den Höhen des Zeller Hamm wurde 1127 für adlige Augustinerinnen erbaut. Hier oben duftet alles nach Wein und Kontemplation, welche die Freude am Leben keinesfalls ausschließt. Wegen „gelockerter Zucht“ der Chorfrauen löste der Kurfürst im Jahre 1515 das Kloster auf und baute es zu einer Feste um. Auch Merl protzt mit alten klösterlichen und adligen Weinhöfen.
Ein Schmankerl für Romantiker und Genießer ist das Schlosshotel in Zell. Auf dem hübschen Marktplatz steht das Wahrzeichen der Stadt, der Brunnen mit der Figur der „Schwarzen Katz“. Wenn Tiere sogar als Frühwarnsystem vor drohenden Erdbeben dienen können, dann wissen sie sicher auch, welcher Wein der beste ist.
Bei einer Weinprobe mit reichen Kaufleuten aus Aachen soll eine Katze auf das Fass gesprungen und vielsagend ihren Rücken gewölbt und in die Runde geblickt haben. Seither heißt die Lage „Schwarze Katz.“ Auch Tiere tragen zur Landschaftstherapie bei. Ein quakender Frosch oder eine bunte Libelle am Schilfteich erfreuen – und heilen! – jederzeit das Herz.
Fortsetzung:
Die nächste Folge über die Landschaftstherapie an der Mosel führt zu einem kulinarischen Retreat im Hunsrück.
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