Im Oktober 1838 reiste die Schriftstellerin George Sand zusammen mit Frédéric Chopin und ihren Kindern über Barcelona nach Palma de Mallorca. Vor allem Chopin brauchte frische Luft, Spaziergänge und Ruhe. Und George Sand konnte den „Kleinen“, den „Kranken“ – wie sie ihn in aller Öffentlichkeit nannte – bemuttern. Zwar war Palma schon damals ein reizvolles Hafenstädtchen, die Insel jedoch noch nicht auf Reisende eingestellt.
Mallorca-Folge-Beiträge:
- 1/ Mallorca und George Sand: Eine Frau mit Esprit und Zivilcourage
- 2/ Mallorca und George Sand: Insel der Kannibalen?
- 4/ Mallorca und George Sand: Präludien der Melancholie
- 5/ Mallorca und George Sand: Wenn Regentropfen klingen
„Chopin auf Mallorca“ – unsere Youtube-Playlist mit auf Mallorca komponierten Klavierstücken!
Mit dem Raddampfer nach Palma de Mallorca
Gerade mal fünf Jahre bestand ein regelmäßiger Fährdienst zwischen Barcelona und Palma, als sich das Liebespaar zu der Reise entschloss. Am 7. November begann die 18-stündige Überfahrt mit dem Raddampfer „El Mallorquin“, der Schweine transportierte.
Für die Schriftstellerin ein Grund zu unverhohlenem Resümee in ihrem Buch „Ein Winter auf Mallorca“. Angeblich hatte sie es „dem Schwein zu verdanken“, dass sie die Insel Mallorca besuchen konnte.
Nach der Ankunft in Palma schrieb Chopin dagegen entzückt an einen Freund: „Den ganzen Tag Sonne,… Lieder und Gitarrenklänge … riesige Balkons, mit Reben belaubt … kurz, ein wunderbares Leben!“
Im bunten Licht von „La Seu“
Palma ist seit jeher ein reizvolles Hafenstädtchen des Mittelalters. Die Kathedrale „La Seu“ überthronte schon damals majestätisch die Stadt. Wegen ihrer architektonischen Schönheit ist sie ein „Muss“ für jeden Besucher.
Über Jahrhunderte hinweg wurde sie erbaut. Man schätzt, das etwa 10 Generationen von Arbeitern mit der Errichtung der Kathedrale beschäftigt waren. Mit dem Bau begonnen wurde 1300 genau dort, wo früher eine Moschee stand. Diese war nach der christlichen Eroberung zerstört und Anfang des 20. Jahrhunderts von Antoni Gaudi zu Ende gebaut worden.
Berühmt ist das Rosettenfenster über dem Chor aus dem Jahr 1380. Es handelt sich um das größte gotische Kirchenfenster der Welt. Es hat einen Durchmesser von 12,55 m und besteht aus 1236 Glasteilen.
Zum Museum der Kathedrale gehört der rechteckige Kreuzgang mit einem Brunnen aus dem 17. Jahrhundert, der an George Sands Beschreibungen in dem Buch „Ein Winter auf Mallorca“ erinnert. Sie erzählt darin von gefließten Innenhöfen mit schönen Säulen und einem Ziehbrunnen in der Mitte, der vermutlich vom römischen Impluvium abstamme.
Die Palmen von Palma
Oft mit einer Kirche verwechselt wird die alte Seehandelsbörse, die schöne Llonja aus dem 15. Jh. mit ihrem gotischen Hauptportal und dem Palmen-Schattenspiel der Riva.
Von den Palmen und der Landschaft Mallorcas war George Sand sehr angetan: Das prächtige Farbenspiel in Palma de Mallorca werde oft durch die gefiederten Schirme der Palmen ergänzt, die sich den Häusern „wie edle Federbüsche“ „grüßend zuneigen“, schreibt sie in ihrem Mallorca-Buch.
Palma ist ein idealer Ort für Künstler. Hier kann man inspirativ verweilen, auf ausgedehnten Spaziergängen in maurische Schönheit und europäische Kulturgeschichte eintauchen. Zum Beispiel sind da die Arabischen Bäder, das florentinisch anmutende Rathaus aus dem 16. Jahrhundert und der Königspalast der Almudaina oder auch das Schloss Bellverdere mit seinem herrlichen Panoramablick auf die Stadt und deren Hafenbucht.
Das Haus des Windes
Jedoch konnten die anspruchsvollen Gäste aus Paris in Palma keine Unterkunft finden, die für sie bewohnbar gewesen wäre. Logis fanden sie zunächst im Landhaus Son Vent – das „Haus des Windes“. Aufgrund des Regenwetters saugte sich der Kalk der Zimmerwände voll wie ein Schwamm.
Die Gesundheit des Komponisten, der unter einer schweren Lungenentzündung litt, verschlechterte sich zusehends. Rasch verbreitete sich die Kunde von dem „schwindsüchtigen Fremden“ in der ganzen Stadt. Das Paar musste die Zimmer des Hauses auf eigene Kosten frisch kalken lassen, um jeden „Krankheitserreger“ abzutöten.
Fortsetzung:
In der nächsten Mallorca-Folge besuchen wir das romantische Bergdorf Valldemossa, wo FrédéricChopin einst das berühmte Regentropfen-Prelúde komponierte.
Anmerkung: Nähere Informationen erhalten Sie in den folgenden Büchern:
- „Ein Winter auf Mallorca“ von George Sand, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co, München 1985
- George Sand – Eine Biografie, Armin Strohmeyr, Reclam, Leipzig, 2004
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